Digital Health

Krankheitssymptome googlen? Besser nicht!

Das Internet ist noch recht jung – und doch gibt es Web-Weisheiten, die einem schon seit Ewigkeiten bekannt vorkommen. Eine davon lautet: „Zu niemandem ist man so ehrlich wie zu seinem Google-Suchfeld.“ Fakt. Besonders ehrlich sind wir, wenn es um Gesundheitsfragen geht. Doch gerade hier erweist sich das online erworbene „Wissen“ oft als zweischneidiges Schwert. Warum das so ist, erläutert //next-Kolumnist Markus Sekulla.

Wahre Geschichte: Ein schöner Urlaubstag am Meer neigt sich dem Ende zu. Zugegeben, vielleicht habe ich etwas zu viel Sonne abbekommen. Bei genauerem Nachdenken wird mir schwindelig, und meine Haut ist knallrot. Natürlich möchte ich nicht dumm dastehen, also frage ich nicht meine Freundin, sondern greife kurzerhand zum Handy und suche bei Google nach den Anzeichen eines Sonnenstichs. Dabei dämmert mir, dass die Kopfschmerzen auch von etwas Schlimmerem kommen könnten ...

Dr. Google kann helfen, doch die Dosis macht das Gift

Im Internet gibt es viele qualitativ hochwertige Gesundheitsseiten, die Tipps zur Behandlung von Sonnenbrand und anderen Beschwerden bieten. Doch spätestens, wenn ich die dritte Website neben der Apotheken-Umschau besuche, um meine Symptome weiter zu recherchieren, könnte hierin ein Problem liegen. Oft informieren wir uns so umfassend, dass wir schließlich nur noch zum Arzt gehen, um eine Zweitmeinung einzuholen.

Gesundheitsinformationen sind ein Geschäftsmodell – und für einige ein Geschäft, das auf Ängsten aufbaut. Meine persönliche Einschätzung ist, dass es im Netz mehr unseriöse Quellen als qualitativ hochwertige gibt. Tendenz steigend. Die Websites, die auf Gewinnmaximierung aus sind, sind vielfältig, gut gestaltet und häufig mit Werbung für schnelle Abnehmmethoden überladen. Es mag sein, dass die kopierten oder von Studenten (heute ChatGPT) übersetzten Inhalte viele Wahrheiten enthalten, aber die übermäßige Werbung und Übersetzungsfehler diese Portale schnell unseriös wirken.


Dr. Google kann der mentalen Gesundheit schaden

Als unser Lehrer vor einigen Jahren in einem VHS-Kurs „Vorträge Halten“ sagte: „Ihr dürft auf gar keinen Fall ins Stottern geraten“, war mir zuvor gar nicht bewusst, dass es die Möglichkeit gibt, ins Stottern zu geraten. Doch nachdem er das absichtlich als Anker in mein ohnehin schon bestehendes mentales Wirrwarr geworfen hatte, schien die Möglichkeit des Stotterns plötzlich real und sogar erstaunlich wahrscheinlich.

So verhält es sich auch mit Krankheiten und Dr. Google. Wenn man bei Unwohlsein oder geringfügigen Beschwerden Google konsultiert, ist man erstaunt darüber, wie viele lebensbedrohliche Krankheiten sich hinter scheinbar harmlosen Symptomen wie Bauchschmerzen verbergen können. Viele Studien zeigen, dass allein durch das Lesen über gefährliche Krankheiten Ängste entstehen – und die mentale Gesundheit darunter leidet.

Übrigens nutzen immer mehr Menschen ChatGPT und andere Health-AIs, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, bevor sie die angesprochene Zweitmeinung von ihrem Hausarzt einholen. Auch hier sollte man lieber vorsichtig sein! Jeder Körper und jede Krankheit sind individuell und sollten im Zweifel immer von professionellen Fachkräften abgeklärt werden.

Sechs Tipps gegen das Bingen von Gesundheitsinfos

Obwohl die meisten von uns wissen, dass das Internet keine verlässliche Quelle für Gesundheitsinformationen ist, suchen wir dennoch online nach Antworten. Wenn man in einer Art Dr.-Google-Rausch gefangen ist, sollte man diesen so schnell wie möglich unterbrechen. Das ist nicht leicht, das weiß ich. Hier sind einige Tipps, die meiner Meinung nach hilfreich sein können:

#1: Wählt eine einzige vertrauenswürdige Webseite aus, von der Ihr Gesundheitsinformationen bezieht.

#2: Blockiert andere Webseiten im Browser, außer derjenigen aus Tipp #1.

#3: Meidet Foren. Hier finden sich oft nur subjektive Antworten von nicht-professionellen Nutzern, und 90 Prozent der Antworten lauten sowieso: Lass das bitte von Fachleuten abklären.

#4: Sprecht direkt mit einer vertrauenswürdigen Person über Eure Symptome oder Ängste.

#5: Wenn Ihr unsicher seid, vereinbart sofort einen Termin bei einem Arzt oder einer Ärztin. Mittlerweile muss man auch nicht mehr bis 8 Uhr morgens warten, um anzurufen: Über diverse Buchungsplattformen lassen sich auch nachts Termine vereinbaren.

#6: Schließt den Browser. 

Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keinen Besuch bei einer Ärztin/einem Arzt oder anderem medizinischem Fachpersonal.

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