KI & Robotics

„KI und Ethik – daraus kann Tolles entstehen“

Wie steht es um die ethischen Aspekte rund um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz? Mit diesem Thema befasst sich ein Podcast der Ludwigs-Maximilians-Universität in München. Im //next-Interview: Dorothea Winter, Leiterin des „PhiPod“-Redaktionsteams. 

Frau Winter, ein Podcast zum Thema Ethik einerseits und KI andererseits – was macht diese Kombination für Sie so spannend?

KI nimmt heute schon in vielen unserer Lebensbereiche eine große Bedeutung ein. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns mit den ethischen Aspekten der Entwicklung und des Einsatzes von KI befassen. In der öffentlichen Diskussion existieren häufig zwei sehr konträre Ansätze: Da ist zum einen die „populärwissenschaftlich“, häufig sehr emotional geführte Diskussion rund um die Risiken, die von KI ausgehen. Zum anderen ist da die rein wissenschaftliche, oft aber sehr abgehobene Argumentation, was dank KI alles möglich ist oder künftig möglich sein wird. Mit dem Podcast wollen wir den Spagat zwischen diesen Gegensätzen schaffen und zeigen: Ethische Aspekte müssen nicht immer ein Hindernis für den Einsatz von KI sein, sondern können KI auch beflügeln. Ich bin mir sicher: Wenn wir Ethik und KI von Beginn an gemeinsam denken, kann daraus Tolles entstehen.

Dorothea Winter, Leiterin des „PhiPod“-Redaktionsteams an der Fachschaft Philosophie der LMU

Die Spannbreite der besprochenen Themen im Podcast ist riesig: von Kunst über Bildung und Produktion bis hin zu Demokratie und Medizin. Wie ist die Redaktion darauf gekommen?

Die Themenpalette spiegelt wider, wo KI heute schon in unserem Leben stattfindet – quasi überall. Aus diesem Grund war es uns wichtig, möglichst viele Aspekte anzusprechen. Und deshalb ist auch die Auswahl der Referenten sehr vielfältig: Sie kommen aus der Rechtsprechung, aus der freien Wirtschaft und aus verschiedenen Wissenschaften. Eine bunte Mischung also.

War es schwierig für das Team, versierte Fachleute für den Podcast zu gewinnen?

Nein, überhaupt nicht. Es hat uns überrascht, wie motiviert die führenden Persönlichkeiten zu den einzelnen Themen waren, unseren PhiPod zu unterstützen. Zumal wir anfangs doch recht unbekannt waren und dazu noch rein studentisch organisiert. Alle Referenten wollen KI der Gesellschaft unbedingt näherbringen.

Was wissen Sie über die Hörer des Podcasts?

Zu Beginn hatten wir vor allem Studierende oder Auszubildende im Visier. Doch schnell stellte sich heraus, dass unsere Hörer älter waren als gedacht: Vor allem die 20- bis 35-Jährigen und die über 50-Jährigen nutzten den Podcast. Leider wissen wir nichts über ihre beruflichen Hintergründe.

Sie beschäftigen sich bereits seit Jahren mit den Themen KI und Ethik. Welcher Aspekt hat Sie persönlich am meisten überrascht?

Dass es in der Regel die Informatiker sind, die die Frage nach den ethischen Grundsätzen ihrer KI-Anwendungen ausblenden, ist verständlich. Sie sind an der technischen Umsetzung von KI, an den Möglichkeiten des Einsatzes interessiert. Doch als unsere Rechtsexpertin im Podcast darstellte, wie wenig KI in der Rechtsprechung und in den gesetzlichen Grundlagen berücksichtigt wird, war ich doch schon sehr überrascht. Zumal es einem ja oft so vorkommt, als ob die EU für jedes Detail eine rechtliche Regelung zu bieten hat.

Ethik ist aber doch mehr als ein rechtliches Regelwerk – ein subjektives Empfinden. Oder?

Auf jeden Fall. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass wir nicht nur erkennen, wann die Verwendung von KI-basierten Daten aus ethischen Gründen grenzwertig ist. Sondern auch, dass wir wissen, wann sind wir aus ethischen Gründen geradezu dazu verpflichtet, KI einzusetzen.

Hätten Sie dazu ein Beispiel?

In einer Episode haben wir im Interview festgestellt, dass der Bereich „Pflege“ ohne menschliches Miteinander nicht auskommen wird. Pflegebedürftige, die von Robotern betreut werden – das ist nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Irgendwann fehlt das Zwischenmenschliche, das Gespür für Stimmungen, die Wärme. Dem gegenüber stellt sich jedoch in der Medizin zum Beispiel die ethische Frage, ob wir nicht dazu verpflichtet sind, KI einzusetzen. Diagnostiken, die auf KI-Daten basieren, sind wesentlich zutreffender als jene Befunde, die von einem einzelnen Mediziner erstellt werden. Ein anderes Beispiel: Es steht die These im Raum, dass die Folgen der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal wesentlich milder ausgefallen wären, wenn Warnungen und Hilfseinsätze von Beginn an auf KI-basierten Abschätzungen erfolgt wären. Menschenleben hätten gerettet werden können. Müssen wir nun nicht alles daransetzen, jetzt eine entsprechende Software zu entwickeln, damit KI uns zumindest künftig in solchen Situationen unterstützt?

Wird es eine Fortsetzung des PhiPods geben?

Der Podcast wird von der Fachschaft auf jeden Fall fortgeführt. Dabei wird sich auch sicherlich die Gelegenheit ergeben, das eine oder andere Thema rund um die Aspekte KI und Ethik zu vertiefen.

Vielen Dank für dieses Gespräch!

Interview: Susanne Widrat

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Hört doch mal rein

PhiPod ist ein Podcast der Fachschaft Philosophie der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Er wurde im Rahmen des KI-Campus als Teil des Projekts „KI & Ethik – ethische Herausforderungen Künstlicher Intelligenz“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Geführt wird das 15-köpfige Redaktionsteam von Dorothea Winter. Die 26-Jährige promoviert zum Thema KI.

Im Sommersemester 2021 wurden im PhiPod insgesamt 16 interessante Interviews mit KI-Spezialisten und Spezialistinnen aus Forschung, Wirtschaft und Kultur veröffentlicht. Sämtliche Folgen können Sie sich bei allen gängigen Podcast-Anbietern anhören: https://linktr.ee/PhiPod.LMU

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