KI & Robotics

Fußball-WM: KI hilft bei der Abseitsentscheidung

Seit rund 2,5 Jahren befasst sich der Welt-Fußballverband Fifa mit einem KI-gestützen Abseits-Trackingsystem. Bei der Fußball-WM 2022 in Katar – Anpfiff ist am 21. November – soll es nun erstmals zum Einsatz kommen. //next hat sich die Technologie im Detail angesehen.

Bereits seit einigen Jahren kommt bei internationalen Fußballpartien eine Videoüberprüfung zum Einsatz, welche die Abseitsentscheidung fairer machen soll, indem sie die Fehlerquote reduziert. „Das gelingt zwar, allerdings allzu oft zum Preis der Euphorie“, zieht das Portal mixed.de nun ein Fazit: Denn häufig bleibe den Fans der Jubel im Halse stecken, wenn nach dem Tor erst eine langwierige Überprüfung der Abseitsentscheidung anstehe. Von manchen Seiten werde das System also dermaßen kritisch gesehen, dass sie sich die alte Regelung zurückwünschen – trotz der vielen Fehlentscheidungen.

Seit Anfang 2020 befasst sich die Fifa daher mit einem KI-gestützen Abseits-Trackingsystem, das bei der Fußball-WM in Katar beide Probleme lösen soll: akkurate Abseits-Entscheidungen in möglichst 100 Prozent aller Fälle – und diese noch dazu schnell. Laut Fifa ist das System seit rund drei Jahren in Entwicklung. Es ist zudem ein weiteres Beispiel, wie künstliche Intelligenz (KI) im Alltag ankommt.

„Halbautomatischer Abseitstechnologie“

Laut Fifa kommen bei der neuen Technologie zwölf unter dem Stadiondach montierte Kameras zum Einsatz, die den Ball sowie bis zu 29 Datenpunkte jedes Spielers 50 Mal pro Sekunde erfassen –und so deren genaue Position auf dem Spielfeld berechnen. Die 29 erfassten Datenpunkte umfassen alle Glieder und Extremitäten, die für Abseitsentscheidungen maßgebend sind.

Der offizielle Spielball von adidas liefert mit einem eingebauten Sensor ein weiteres wichtiges Element, um enge Abseitssituationen zu erkennen. Dieser übermittelt 500 Mal pro Sekunde Balldaten an den Video-Überprüfungsraum, wodurch sich der Moment der Ballabgabe genau erkennen lässt. Dank der Kombination von Gliedmaßen- und Ballortungsdaten sowie der Anwendung künstlicher Intelligenz sendet die neue Technologie den Video-Spieloffiziellen im Video-Überprüfungsraum jeweils eine automatische Abseitswarnung, wenn der Ball von einem Angreifer angenommen wird, der zum Zeitpunkt der Ballabgabe durch einen Mitspieler im Abseits war.

Ehe die Video-Spieloffiziellen den Schiedsrichter auf dem Spielfeld informieren, überprüfen sie die vorgeschlagene Entscheidung, indem sie den automatisch ausgewählten Zeitpunkt der Ballabgabe und die Abseitslinie, die anhand der berechneten Positionen der Gliedmaßen des Spielers automatisch erstellt wurde, manuell kontrollieren. Dies geschieht binnen Sekunden, womit sich Abseitsentscheidungen laut Verband „schneller und präziser“ fällen lassen.


„Die neue Technologie liefert den Video-Spieloffiziellen dank künstlicher Intelligenz Abseitswarnungen in Echtzeit", fasst Johannes Holzmüller von der Fifa zusammen: „Da die Video-Spieloffiziellen die Daten qualitativ weiterhin überprüfen, sprechen wir von halbautomatischer Abseitstechnologie. So müssen die Video-Spieloffiziellen die vorgeschlagene Entscheidung zuerst überprüfen, ehe sie den Schiedsrichter auf dem Spielfeld informieren. Dank einer 3-D-Animation, die anhand derselben Daten erstellt wird, erhalten die Fans im Stadion und vor den Fernsehgeräten schnell eine präzise Visualisierung der Abseitssituation."

Weitere Infos findet Ihr hier auf den Websites der Fifa: 


Text: Ingo Schenk

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