ARCHIVIERT New Way Of Working

Wird Home Office zum neuen Standard? 

New Work ist vielleicht das Trend-Thema in der Arbeitswelt. Home Office wurde von vielen Arbeitnehmern gefordert und von einigen Unternehmen auch angeboten. Und dann kam Corona. //next-Kolumnist Markus Sekulla macht sich daher Gedanken zur Zukunft des Arbeitens. 

 

Wegen der aktuellen Situation befinden sich immer noch viele Arbeitnehmer im Home Office. Als Freiberufler ist das für mich nichts Neues, obwohl es einen kleinen aber sehr feinen Unterschied zwischen Müssen und Können gibt. Daher widme ich mich heute der Frage, ob das Arbeiten von zuhause die neue Normalität ist.

Vor einigen Wochen berichteten die Medien darüber, dass der Twitter-CEO Jack Dorsey allen Mitarbeitern auch in der Zeit nach Corona freistellt, ob sie von zuhause oder aus dem Office arbeiten wollen. Hört sich erst mal gut im Sinne der Umwelt und der Freiheit. Doch beim Arbeiten in den eigenen vier Wänden gilt es Einiges zu beachten. Die IT und Infrastruktur muss gewährleistet sein, die Frage, wie man aus dem morgendlichen Motivationsloch kommt, ist zu klären – oder wie viele Kleidungsstücke man unter dem Schreibtisch eigentlich tragen muss. Kurzum: Auch der Home-Office-Alltag hat seine Herausforderungen. 

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Ohne Regeln geht es nicht

Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey im Auftrag des TÜV Rheinlandes zeigt: Nur 60 Prozent aller Mitarbeitenden kommen im Home Office gut zurecht. Vor allem Jüngere habe große Probleme, sich auf das mobile Abeiten einzustellen. Gerade Auszubildenden, Young Professionals und Trainees fehlt es an der Routine, Selbstmanagement, Organisation oder manchmal schlicht auch an Arbeitserfahrung. Sie wissen nicht, wie sie auf schwierige Situationen reagieren und welche Vorbereitung sie treffen müssen.

Vor allem Führungspersonen sind in diesem Fall gefragt. Sie sind Ansprechpartner und gleichzeitig Mentor für die jüngeren Mitarbeiter, die noch Unterstützung benötigen. Regelmäßige Feedbacks sind bei Remote Work über Telefon, Chat oder Video-Calls jederzeit möglich und sehr wichtig für die Angestellten. Klare Kommunikation und explizite Aufgabenverteilung haben ebenfalls einen hohen Stellenwert, um den Erfolg des Unternehmens weiterhin zu gewährleisten.

Was ich in den letzten Wochen auch oft diskutiert habe, ist die fehlende menschliche Komponente, wenn man nicht in der Kaffeeküche quatschen oder in der Kantine beim Lunch mit der ganzen Abteilung witzeln kann. Fairer Punkt. Behelfen kann man sich mit Alternativen. Ob bei Zoom, Teams oder anderswo – mit virtuellen Morgenkaffees habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ebenso mit einem Chat-in-den-Mai. Kein 1:1-Ersatz, aber immerhin ein Ansatz. 

Home Office als IT-Sicherheitsrisiko…

Sicherheit und Datenschutz werden oft als langweiliges Thema abgetan, sind jedoch im Kontext von Remote Work ein wichtiger Faktor. In vielen Jobs ist Arbeiten überall dort möglich, wo eine stabile Internetverbindung besteht. Dass es jedoch nicht ratsam ist, sich über jedes kostenlose Wlan in das Netzwerk des Unternehmens einzuwählen, scheint klar. Generell gilt: Öffentliche HotSpots und das private WLAN sollten ohne vorherige Prüfung vermieden werden. Alle Kennwörter müssen sicher sein, und die Firmware für den Router sollte auf dem aktuellsten Stand sein. Doch auch der Laptop oder PC bedürfen einer Sicherheitsüberprüfung. Alle Updates müssen auf dem neuesten Stand und frei von Malware sein, damit unbefugte Personen keinen Zugriff auf das Netzwerk des Unternehmens erhalten. Ebenso sind Mitarbeiter dazu angehalten, dubiose E-Mails mit Anhängen oder Links nicht zu öffnen.  Jedoch muss auch die IT des Unternehmens auf dem neuesten Stand sein, und jeder Angestellte benötigt einen VPN-Zugang. 

…und als Chance

Zugegeben, solche IT-Herausforderungen klingen zunächst mal nicht so verlockend. Doch hat man diese Hürden erst gemeistert, bringt Home Office eine ganze Reihe Chancen mit sich.

Arbeiten von zuhause bietet vor allem für Mitarbeiter viele Möglichkeiten. Sie können in Absprachen mit ihren Vorgesetzten zu den Zeiten arbeiten, die am besten zum Familienleben und zur Freizeit passen. Noch dazu können sie so selbst ihre Pausen regeln. Das baut den so genannten „Social Jetlag“ ab, der nachweislich zeigt, dass Menschen entweder Frühaufsteher oder Nachteulen sind und damit die Produktivität zu unterschiedlichen Zeiten gegeben ist. Und wer mag schon lange Strecken pendeln – oder gar nach Parkplätzen suchen? In meinen Augen eine Anleitung zum Unglücklichsein!

Das alles sind Chancen, von denen auch Unternehmen positiv beeinflusst werden. Schließlich bekommen sie somit entspanntere und produktivere Mitarbeiter. Heimarbeiter zeigen, laut der chinesischen Studie „Working from Home“, eine 13 Prozent höhere Produktivität als stationäre Büroangestellten. Das ist aber nicht der einzige Vorteil: Remote Jobs sind bei Fachkräften sehr beliebt – und Unternehmen, die solch eine Option anbieten, freuen sich über einen größeren Pool an Bewerbern. Gerade dieser Schritt kann Arbeitgebern einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz bieten.

Home Office führt aber auch zu einer Reduktion der Meeting-Kultur und weniger Dienstreisen. Nur noch wichtige Updates und Neuigkeiten werden untereinander kommuniziert. Das führt zu einer großen Zeitersparnis für die Angestellten, die sie wiederum in wichtige Aufgaben investieren können, um den Erfolg des Unternehmens weiter voranzutreiben. Zu erwähnen sind auch die Kostenersparnis und der Umweltschutz, die damit einhergehen. Letztere liegt mir besonders am Herzen – und ich bin gespannt, wie sich alles nach der Corona-Zeit entwickelt. 

Fazit: Die Zukunft des Arbeitens?

Wir sind mit dem Thema Home Office und Future of Work auf der absoluten Spitze des Hype-Cycles. Das empfinde ich persönlich als positiv. Was davon auf lange Sicht bleibt, ist abzuwarten.

Vor einigen Jahren habe ich einen Zeitraum von 16 Monaten lang versucht, remote als digitaler Nomade zu arbeiten. In der Vorstellung durchaus romantisch. Von jedem Punkt auf der Erde zu arbeiten und gleichzeitig am Nachmittag surfen zu gehen. Im Meet, wohlgemerkt, nicht nur im Internet.

In der Praxis habe ich feststellen müssen, dass diese Form des Arbeitens nur für einige Freiberufler möglich ist. Programmierer oder SEOs kann ich mir hier sehr gut vorstellen. Als Kommunikationsberater ist es leider nicht möglich. Warum? Ich habe die wichtigen Meetings verpasst. Den Kaffee nach dem Lunch, der Spaziergang am Nachmittag, die netten Worte auf dem Flur. All das war remote nicht möglich, drum ist mein Business-Modell von 0 auf 50 Prozent Office-Arbeit zurückgependelt.

Auch wenn es uns allen möglich sein sollte, Bürojobs in die Wohnungen der Republik oder der Welt zu verlagern, so kommt für mich die menschliche Komponente zu kurz. Daher liegt die Zukunft der Arbeit für mich in einer „halb halb“-(Home)-Office Regelung.

Text: Markus Sekulla

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