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Wie beeinflusst virtuelle Zusammenarbeit Innovationsprozesse?

In Zeiten der Pandemie hat die virtuelle Zusammenarbeit von Teams enorm Fahrt aufgenommen. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat nun untersucht, wie sich das „New Normal“ auf unsere Kreativ- und Innovationsprozesse auswirkt. Die interessantesten Ergebnisse im Überblick.

 

Corona als Digitalisierungs-Booster

Zwar gab es gemäß der IOA-Umfrage schon vor der Pandemie in fast zwei Drittel der Unternehmen eine funktionierende Infrastruktur für die virtuelle Zusammenarbeit. Doch da die neue Arbeitsstruktur bei 90 Prozent der Befragten zusätzliche Ausmaße angenommen hat, wurden in vielen Betrieben (37 Prozent) erst mit der Pandemie die entsprechende Hard- und Software sowie die notwendigen Prozesse implementiert, um virtuelle Teams bilden zu können. „Es gibt eine große Bereitschaft, digitale Plattformen zu nutzen, Kooperationen einzugehen, über Branchen hinweg zusammenzuarbeiten und schnell neue Lösungen zu finden“, sagt Prof. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer IAO.

Prof. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer IAO | Copyright: Fraunhofer IAO

Positiver Effekt auf Innovationsleistungen

Jedem dritten Unternehmen ist es gelungen, im Pandemie-Jahr neue oder verbesserte Produkte beziehungsweise Dienstleistungen zu entwickeln – und zwar häufiger als zuvor geplant. Die Hälfte der befragten Firmen hat ihre Planungen wie vorgesehen erfüllen können. Das „New Normal“ brachte zudem überdurchschnittlich häufig Neuerungen bei der internen Zusammenarbeit der Mitarbeiter und bei der Entscheidungsfindung mit sich. Und jede vierte Firma nahm die Pandemie zum Anlass, die Beziehungen zu seinen Geschäftspartner:innen neu zu organisieren. Die intensive virtuelle Zusammenarbeit hatte lediglich auf die Anmeldung von Patenten einen negativen Effekt: Zwar konnten 84 Prozent der Unternehmen ihre vorher aufgestellten Planungen erfüllen. Doch 13 Prozent erreichten in diesem Punkt weniger als zuvor erwartet.

Innovationsprozesse wurden gestärkt

Etwa ein Drittel der Firmen konnte 2020 mehr Ideen für neuartige Produkte und Dienstleistungen generieren als noch 2019. Genauso viele verzeichneten Fortschritte, wenn es um die effiziente Verwirklichung von innovativen Ideen ging - diese Betriebe konnten vor allem Zeit- und Kosteneinsparungen verbuchen: Abstimmungstermine wurden häufiger eingehalten, die Expertise von Kolleg:innen konnte dank virtueller Kommunikationswege kurzfristig eingeholt werden, die Arbeit per se verlief sachorientierter als zuvor. Allerdings müssen 36 Prozent der Befragten einräumen, dass sie weniger Weiterbildungen für die Mitarbeiter:innen durchführen konnten als geplant, damit die Innovationsfähigkeit des Unternehmens insgesamt gestärkt wird.

Innovationsnetzwerke haben gelitten

Innovationen waren 2020 eine interne Angelegenheit: Kooperationen mit Wettbewerbern, Beratungsunternehmen, Universitäten und öffentlichen Forschungsstellen wurden während der Pandemie zurückgefahren. Lediglich mit ihren Kunden:innen und Zulieferern stimmten sich die Unternehmen während der Pandemie öfter ab, um Innovationen auf den Weg zu bringen.

Besseres Innovationsklima dank virtueller Zusammenarbeit

Das Pandemiejahr hat den Unternehmen gezeigt, welche Innovationskraft in ihrer Belegschaft steckt. In jedem dritten Unternehmen brachten sich die eigenen Mitarbeiter:innen in die virtuellen Prozesse mehr ein als noch im Jahr 20219. Fast ein Viertel der befragten Manager:innen stellte fest, dass sich in virtuellen Teams nun auch jene Beschäftigten zu Wort meldeten, die in Präsenzterminen eher unsichtbar bleiben. Ebenfalls erfreulich: In 59 Prozent der Betriebe ist die Belegschaft nun empfänglicher gegenüber Veränderungen. Innerhalb eines Teams waren die Mitglieder sogar häufiger bemüht, neue Ideen zu entwickeln und aktiv an deren Verwirklichung mitzuarbeiten. Kurzum: Corona machte uns flexibler und stärkte unsere Einsatzbereitschaft.

Was bleibt? Home Office hat eine Zukunft

Die Pandemie hat die digitale Kommunikation in deutschen Unternehmen stark vorangetrieben. Gemäß der IAO-Umfrage wollen rund 80 Prozent der Unternehmen auch künftig auf virtuelle Zusammenarbeit für die interne und externe Kommunikation setzen. „Die Unternehmen setzten sich mit der Frage auseinander, wie viel ›New Normal‹ es noch sein soll und kann, wenn die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen gelockert werden oder ganz wegfallen. Für das richtige Maß an flexiblen Arbeitszeitmodellen, Führen auf Distanz oder virtuelle Kollaboration ist dann allein die spezifische Unternehmenskultur maßgeblich, denn dass ›rein virtuell‹ überall möglich ist, wurde jetzt bewiesen“, fasst Studienleiter Dr. Clemens Striebing vom Center for Responsible Research and Innovation (CERRI) am Fraunhofer IAO die Umfrageergebnisse zusammen. Mit anderen Worten: Das standortunabhängige Arbeiten – insbesondere im Home Office – wird uns demnach auch künftig erhalten bleiben.

Text: Susanne Widrat

Dr. Clemens Striebing vom Center for Responsible Research and Innovation (CERRI) am Fraunhofer IAO | Copyright: Fraunhofer IAO

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