New Work steht nicht nur für eine andere Kultur des Zusammenarbeitens. New Work steht auch für die Lust am Ausprobieren neuer Technologien. So entstand bei ERGO die Idee, einige Kolleginnen und Kollegen ins Studio zu bitten, um Avatare von ihnen zu erstellen. Entstanden sind Erklärfilme für das Intranet zum Thema New Work, die aufgrund ihrer Realitätsnähe bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Überraschung sorgten.
Die Avatare sollen natürlich kein Ersatz für die echten Personen sein. Botschaften, die sie persönlich vermitteln wollen, werden auch weiterhin als „echte“ Videobotschaft veröffentlicht werden. Die Avatare sollen vielmehr Botschaften, die normalerweise ausschließlich in Schriftform erfolgt wären, „upgraden“. Das heißt: Statt zu lesen kann man einfach zuhören, sich ganz komfortable informieren und dabei „Abbilder“ beobachten. Avatare ermöglichen es, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schnell und unkompliziert Infos in einer modernen Form von Erklärfilmen – in diesem Fall für New Work – zur Verfügung zu stellen.
Und zugegeben: Es war auch Neugier dabei, als die Entscheidung fiel, die neue Technologie auszuprobieren. Denn: Avatare sind ein Megatrend und die Technologie bietet unglaublich viele Chancen. Zum Beispiel ist die Synchronisierung der Lippen und die Möglichkeit, Texte einzutippen, für bis zu 64 Sprachen möglich. Textpassagen in deutscher Sprache eingetippt, können unmittelbar in jede Sprache der Welt übersetzt werden. Die Avatare würden mit einer synthetischen Stimme sofort überzeugend japanisch klingen, wenn das gewollt wäre.
Im Vergleich zu herkömmlichen Videoproduktionen sind die Kosten der Avatar-Sprecher überschaubar und die Avatare können zudem jederzeit und überall eingesetzt werden. Niemand muss zu irgendeinem Filmset reisen, ein Computer genügt. Zudem ist die Verwandlung vom Text-zu-Video spielend einfach, jede und jeder kann das ohne Vorkenntnisse bedienen.
Das Start-up hinter der von ERGO genutzten Technologie heißt Synthesia. ERGO arbeitet aktuell an verschiedenen Prototypen. So unterstützt die Technik sogenannte Avatar-Persona, die in der neuen Düsseldorfer Zentralbibliothek im KAP1 Besucher informieren – anstelle von geschriebenen Informationen. Auch die ERGO Vertriebsakademie sowie ERGO Learning & Training arbeiten bereits mit dieser Technologie.
Die Kolleginnen und Kollegen, für die ein Avatar erstellt werden soll, müssen einmalig ins Filmstudio kommen, um mehrminütige Videos aufzuzeichnen. Der hinter Synthesia stehende Algorithmus lernt so, mit welchen Mimiken die künstlichen digitalen Abbilder sprechen müssen, um realistisch zu wirken. Darüber hinaus brauchte die Technologie Stimmenproben der realen Menschen, so dass eine vergleichbare künstliche Stimme kreiert werden kann.
Mehr ist nicht nötig, der Rest ist bloße Texteingabe via Tatstatur oder das Hochladen von Dateien. Die Software wählt anschließend passend zum Tastaturtext die Lippenbewegungen und Mimik aus, so dass Videos entstehen, die täuschend echt wirken.
„Täuschend“ ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Begriff. Der Tech-Trend-Radar von Munich Re und ERGO hat die Technologie in seiner aktuellen Ausgabe zwar als Megatrend präsentiert, warnt jedoch auch vor Risiken. So kursieren im Netz bereits Videos mit vermeintlichen Politikerinterviews, die es niemals gegeben hat.
Deshalb befassen sich Munich Re und ERGO auch mit Systemen, die solche Fälschungen enttarnen können. Aber sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass es die beste Technik immer noch schwer hat, uns Menschen an der Nase herumzuführen. Und das ist gut so!
Text: Wilhelm Lünstroth
Deep Fake? Das Potenzial von synthetischen Medien:
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