New Mobility

Was passiert mit alten Auto-Akkus?

Elektroautos sind gut für die Umwelt. Aber was passiert, wenn der Akku nicht mehr will? Ist der dann Elektroschrott? Tatsächlich gibt es bisher nur Zwischenlösungen, schreibt Mobility-Experte Don Dahlmann in seiner neuen Kolumne auf //next.

Die Menge an neuen Elektrofahrzeugen, die auf den Markt kommen, steigt kontinuierlich weltweit. Damit kommen auch immer mehr Batterien zum Einsatz. Was einerseits gut für das Klima ist, ist auch mit einer bisher ungelösten Frage verbunden. Was passiert mit den Akkus der E-Autos, wenn sie aus den Fahrzeugen raus müssen, weil sie nicht mehr genug Leistung haben? Die Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten, da jeder Hersteller auf andere Lösungen setzt. 


Tatsächlich steckt das komplette Recycling der Batterien noch in den Kinderschuhen. Bisher war schon die Wiederaufarbeitung von kleinen Smartphone Akkus zu kostenintensiv und lohnte sich nicht. Die Akkus landeten zu einem erheblichen Teil einfach auf dem Müll. Dabei stecken in den Batterien jede Menge teurer und teilweise seltene Materialien, die sich nicht einfach ersetzen lassen. Während die kleinen Smartphone Batterien nur wenige Gramm Lithium enthalten, sieht das bei den großen E-Auto Akkus schon anders aus. In einem mittelgroßen Auto-Akku von 50 kWh verstecken sich zum Beispiel elf Kilo Kobalt, sechs Kilo Lithium und satte 32 Kilo Nickel. Alles wertvolle Materialien, die teilweise nur unter große Mühen und mit erheblichen Kosten aus der Erde geholt werden müssen. 

Recycling von hochkomplexen Lithium-Ionen-Batterien

Das Recycling von Batterien steckt noch in den Kinderschuhen. Das Problem ist, dass die Materialien sehr aufwendig aus den kompakten Batteriezellen wieder herausgeholt werden müssen. Das ist ungefähr so, als würde man versuchen, einen fertig gebackenen Kuchen wieder in seine Zutaten zu zerlegen. Wie trennt man das Mehl wieder vom Zucker? Möglich ist das mittels eines chemischen Prozesses, aber es ist halt extrem aufwendig. Und solch einen aufwändigen Prozess benötigt man auch beim Recycling der hochkomplexen Lithium-Ionen-Batterien. Bis heute gibt es weltweit nur wenige Anlagen, die das im großen Maßstab leisten. In Europa gibt es sogar nur eine Anlage in Belgien, die schon jetzt ausgelastet ist.

Neue Anlagen entstehen zwar, aber die Frage ist auch, ob man die alten Akkus tatsächlich wegwerfen muss, nachdem sie ihren Dienst im Auto erledigt haben. Normalerweise haben Batterien ihren Zenit überschritten, wenn sie nur noch 70 Prozent ihrer Leistung erbringen können. So etwas passiert nach 12 bis 15 Jahren, also ungefähr nach der Lebenszeit eines Fahrzeugs. Daher ist ein Austausch meist nicht nötig, zumal dieser auch teuer ist.

Ein neues Leben als Heimspeichergeräte?

Viele Hersteller setzen darauf, dass die Akkus nach ihrer Nutzung auseinandergebaut und die einzelnen Batteriezellen neu gebündelt werden. Die finden dann zum Beispiel ein zweites Leben in Speichergeräten, die man entweder zu Hause oder in der Industrie einsetzen kann. Denn nicht nur die Autos verändern sich, auch die Art und Weise, wie wir mit Energie umgehen, wird sich verändern. Heimspeichergeräte etwa sind wichtig für die modernen Stromnetze. Denn sie ermöglichen eine verbesserte Verteilung der verfügbaren Energie.

Moderne Speicher können nicht nur die erzeugte Energie der Solaranlagen speichern, die man dann in der Nacht nutzen kann. Auch ohne Solarzellen auf dem Dach oder im Garten helfen Heimspeicher dabei die Stromkosten zu senken. Man kann sie über Nacht aufladen, also dann, wenn der Strom am günstigsten ist, um diesen dann abzurufen, wenn der Strompreis hoch ist. Moderne Speicher arbeiten zudem bi-direktional. Das bedeutet, sie können auch Strom ins Netz einspeisen. Auf diesem Weg kann man Schwankungen im Netz besser ausgleichen. 

Defekte Zellen einfach austauchen?

Die andere Frage ist, ob man die alten Akkus wiederaufarbeiten kann. Technisch ist das theoretisch möglich. Man könnte den Batterien eine Frischzellenkur verpassen. Defekte Zellen werden ausgetauscht, neue eingebaut. Das ist im Moment noch sehr aufwendig und teuer, aber wenn ein solcher Service in Zukunft häufiger gefragt wird, dann sinken natürlich auch die Kosten. So könnte man Batterien großer Fahrzeuge aufbrechen und in kleinere Einheiten umbauen, die dann wieder in Neuwagen eingesetzt werden können. Das würde die Kosten für E-Autos – vor allem im unteren Preissegment – deutlich reduzieren. 

Nachhaltigkeit ist das oberste Gebot für die Zukunft

Früher oder später ist aber auch die beste Zelle ausgebrannt. Dann geht es nur noch mit dem Recycling weiter. Wie erwähnt, ist es darum weltweit noch nicht so gut bestellt. Aber Experten sehen einen milliardenschweren Markt voraus. Denn der Boom bei den E-Autos führt schon jetzt zu einer Verknappung wichtiger Metalle, wie zum Beispiel Kobalt. Die Folge ist, dass die Preise steigen, auch weil die Förderung immer aufwendiger wird. Recycling kann diese Probleme lösen, denn Kobalt verbraucht sich in Batterien nur zu einem sehr geringen Teil.

Nachhaltigkeit ist das oberste Gebot für die Zukunft. Das gilt auch für die Mobilität. Wenn man es schafft, die Batterien in eine Kreislaufwirtschaft zu bekommen, hat man ein weiteres wichtiges Ziel erreicht. Denn dann sinkt der CO2-Rucksack, den die Akkus im Moment noch mit sich herumschleppen. Im Moment muss jede Batterie neu produziert werden. Nutzt man vorhandene Materialien aus dem Recycling, reduziert sich diese Belastung um bis zu 70 Prozent. Damit wäre ein Neuwagen schon fast CO2-neutral. 

Text: Don Dahlmann

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