New Mobility

Warum E-Autos Teil einer neuen industriellen Revolution sind

Langsamer, tanken dauert länger, unpraktisch. Die Vorbehalte gegenüber E-Autos sind groß. Dabei sind sie Teil einer großen industriellen Revolution im Mobilitätssektor, findet unser Kolumnist und Mobilitätsexperte Don Dahlmann.

Die Zahl der E-Autos, die auf den deutschen Straßen unterwegs sind, wächst kontinuierlich. Aber die teils zweistelligen Wachstumszahlen in diesem Segment sind nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich können es sich knapp 60 Prozent der Deutschen nicht vorstellen, in naher Zukunft ihr Auto mit Verbrennungsmotor gegen ein Elektroauto einzutauschen. Die Vorbehalte gegenüber E-Autos sitzen im Land, das den Verbrenner erfunden hat, traditionell sehr tief. Dabei hat der Verbrenner nur wenige Vorteile gegenüber einem Elektroauto. 

Ein Argument, das immer wieder auftaucht, wenn man E-Autos ablehnt, bezieht sich auf die Ladezeiten der Fahrzeuge. Zur Tankstelle müsse man nur schnell fahren, der Tankvorgang dauert fünf Minuten und schon sei man wieder unterwegs. Das gilt vor allem, wenn man – wie die meisten Deutschen – das Auto nicht volltankt, sondern nur für 20 oder 30 Euro auffüllt. Doch das Laden einer Batterie an einer Schnellladesäule dauert mittlerweile auch nicht mehr länger. So braucht der VW I.D.3 keine halbe Stunde, um seine Batterie von 5 auf 75 Prozent aufzuladen. Lädt man nur von 5 auf 50 Prozent, dauert es etwas mehr als 15 Minuten. 

 

Ladesäulen: Die Infrastruktur wird immer besser

Was viele dazu übersehen, ist die Tatsache, dass man zum Sprit tanken extra zu einer Tankstelle fahren muss. Ein E-Auto kann man dagegen bequem beim Einkaufen im Supermarkt nebenbei laden. Anders als beim Verbrenner verliert also keine Zeit beim Auftanken. Wer zu dem zu Hause eine Lademöglichkeit, hat immer ein vollgetanktes Auto vor der Haustür und muss sich über Tankstellen und Ladesäulen keine Sorgen machen. Bequemer geht es nicht. 

Eine andere Sorge betrifft die Verfügbarkeit von Ladesäulen im Urlaub. Es ist richtig, dass die Ladesäulendichte vor allem in südlichen und östlichen Ländern noch nicht so weit ausgebaut ist, wie man das schon vielen anderen Ländern der EU geschafft hat. Aber im nahen Umfeld, also Österreich, Schweiz, Benelux, Skandinavien oder Frankreich gibt es keine Probleme. Die meisten Hotels und Ferienparks haben Ladesäulen installiert. Und wer fährt noch mit dem Auto nach Spanien in den Urlaub?

Wenn man mit einem E-Auto überall hinfahren kann, wenn das tanken nicht länger dauert und zudem auch noch bequemer, was spricht dann eigentlich noch für einen Verbrenner? Eigentlich nichts mehr, außer dass man sich daran gewöhnt hat. Man weiß, wie schwer es ist alte Gewohnheiten abzulegen, das ist beim Auto und seiner Technologie nicht anders. Doch der Wechsel zum Elektroauto wird kommen, egal wie schwer es einem fallen wird. 

Klimakrise: Dem E-Auto gehört die Zukunft

Es gibt jedoch noch wichtigere Gründe, warum das E-Auto sich weltweit durchsetzen muss: die Klimakrise. Auch wenn diese aufgrund der Corona-Krise ein wenig in den medialen Hintergrund gerückt ist, hat sich an der Tatsache, dass sich das Klima und Teile von Fauna und Flora schon jetzt radikal verändern, nichts geändert. Der Verbrennungsmotor und seine Abgase trägt zum Klimawandel erheblich bei und es gibt keine andere Lösung, außer auf regenerative Energien zu setzen die zum Laden der E-Autos genutzt werden können. 

Das Umdenken, das für die Zukunft erforderlich sein wird, ist enorm. Bisher sind wir es gewohnt Energie zu benutzen, die schon gespeichert ist. Öl und Kohle sind nichts anderes als von der Natur angelegte Energiespeicher. Diese wird frei, wenn man sie verbrennt, was aber wieder für Emissionen sorgt, die das Klima verändert. Die gerade angelaufene neue industrielle Revolution setzt darauf, dass die Energie erst erzeugt werden muss. Energie aus Solar- oder Windkraftanlagen stehen hier im Vordergrund. 

Das E-Auto steht hier im Zentrum. Über die letzten 120 Jahre haben Autos vor allem eins gemacht: auf Kosten der Umwelt gelebt. Das gilt nicht nur für den Privat-Pkw, sondern auch für Busse und Lkw. Auch hier wird man auf lange Sicht zur Elektromobilität wechseln. Vor allem die Anbieter des öffentlichen Nahverkehrs haben hier schon die ersten Schritte eingeleitet und setzen mehr und mehr auf Elektrobusse. 

Dem elektrisch angetriebenen Auto gehört also die Zukunft. Einerseits, weil die gefühlten Nachteile gegenüber einem Verbrenner schon jetzt nicht mehr existieren, zum anderen, weil wir uns alle keine weitere Verschlimmerung der Klimakrise leisten können. Wenn wir in Zukunft auch weiter mit unseren Autos in den Urlaub fahren wollen, wenn wir alle die Freiheiten genießen möchten, die das Auto uns schenkt, dann werden wir auf die Elektromobilität nicht verzichten können. 

Text: Don Dahlmann 

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