New Mobility

Sind Flugtaxis wirklich die Lösung für die Verkehrsprobleme?

Glaubt man manchen Zukunftsforschern, dann werden wir bald kurze und mittlere Distanzen in autonomen Drohnen fliegend zurücklegen. Doch so schnell werden die Flugtaxis nicht kommen, ist //next Kolumnist Don Dahlmann überzeugt.

Erinnern sie sich an die Comic-Serie „Die Jetsons“?  Die in den 60er Jahren produzierte Serie drehte sich um eine Familie aus der Zukunft, die den Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen mit einer zusammenklappbaren fliegenden Untertasse erledigte. Da konnte man schon neidisch werden, wenn die Familie Jetson dem Stau einfach mit ihrem fliegenden Auto entkommen konnte. Seitdem geistert der Traum von der Eroberung des Luftraums durch das Auto immer wieder durch die Magazine. In den letzten Jahren haben sich verschiedene Startups mit dem Thema beschäftigt. Darunter Volocopter und Münchner Startup Lilium. Dahinter steckt die Idee, dass man mit einem elektrisch betrieben Taxi Kurzstrecke überwindet.


Die Grundidee dahinter ist nun nicht neu. Es gibt so etwas heute schon und hört auf den Namen Hubschrauber. Der Unterschied zum bestehenden System ist nur, dass die neuen Fluggeräte elektrisch betrieben werden und autonom fliegen. Schaut man sich an, wo Hubschrauber eingesetzt werden, stellt man fest, dass sie in Metropolen zwar häufig vorkommen, dann aber meist auf kurzen Strecken eingesetzt werden. Zum Beispiel, wenn man vom Flughafen ins Umland gelangen möchte.

Die Kosten für eine Flugminute mit einem Hubschrauber liegen bei überschaubaren 20 Euro. Lässt man den teuren Piloten weg, sollen rund die Hälfte der Kosten wegfallen. Teilt man dann auch noch die Kosten durch vier oder sechs Personen soll so ein Flugtaxi kaum teurer als eine Fahrt in einem Taxi mit vier Rädern sein. Fliegen wir also alle bald zum Besuch in der Oper und lassen das Auto in der Garage? Das wird so nicht funktionieren.

Kein unregulierter Luftraum 

Das Problem ist der Luftkorridor, in dem man unterwegs ist. In Deutschland gilt für private Luftfahrzeuge eine Mindestflughöhe von 300 Meter über bebautes Gebiet. Ausnahmen gibt es nur für Segelflieger und die Hubschrauber der Polizei beziehungsweise für Krankentransporte. 

Senkrecht startende Transportfluggeräte müssen also diese Höhe erreichen. Das ist bei Ultrakurzstreckenflügen eher hinderlich und kostet Zeit. Natürlich muss auch jeder Flug angemeldet sein. Es gibt in Deutschland keinen unregulierten Luftraum, schon gar nicht über Städten. Flugpläne müssen erstellt und eingereicht werden. So eben mal spontan von Berlin-Mitte nach Spandau fliegen wird nicht funktionieren. Das ist auch einer der Gründe, warum weder in Berlin noch New York, Shanghai oder London der Himmel mit Helikoptern voll ist.

Keine ferngesteuerten Drohnen als Passagierflugzeug

Auch sind vollautonome Flüge nirgendwo auf der Welt erlaubt. Zwar fliegen die meisten großen Passagiermaschinen dank Autopiloten von allein und sie können sogar alleine landen, aber die Piloten sind nicht ohne Grund vorne im Cockpit. Bei technischen Problemen sind sie die letzte Verteidigungslinie vor einem schweren Unfall. Deswegen gibt es auch keine ferngesteuerten Drohnen als Passagierflugzeug. 

Schaut man sich die Probleme gebündelt an, kommt man schnell zum Schluss, dass die bisherigen Ideen so nicht umsetzbar sind. Es mag Länder geben, die aufgrund ihrer dünnen Besiedelung autonome Flugtaxi einsetzen könnten. Aber die vorgestellten Modelle dienen allerhöchstens dazu, die bisherigen Helikopter abzulösen. Viel günstiger oder schneller werden sie auch nicht sein. 

Das ist ein bisschen schade, denn wer wäre nicht gerne mit seiner aufklappbaren Untertasse mal schnell zum Einkauf geflogen. Aber so wie es aussieht, werden wir das in naher Zukunft leider nicht erleben können. 

Text: Don Dahlmann 

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