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„Einfach mal den Robo-Chauffeur aktivieren – das wird kommen!“

Auch wenn die Deutschen beim automatisierten Fahren skeptisch bleiben: Für ERGO und Kooperationspartner bietet dieser Trend enorme Chancen. Andreas Bradt von ERGO Mobility Solutions verrät, warum.

Herr Bradt, wenn es um sicheres Autofahren geht, trauen sich Dreiviertel der Deutschen laut ERGO Risiko-Report 2019 (siehe Screenshot unten) mehr am Steuer zu als einem „Robo-Chauffeur“. Deckt sich das mit Ihren Beobachtungen – und wie stehen Sie persönlich zu dem Thema?

Ja, das kommt hin: Bei meinem täglichen Austausch mit automobil- und technikaffinen Vertretern der Automotive- und Mobilitätsindustrie beobachte ich viel Zuversicht und Vertrauen in automatisiertes Fahren und die damit verbundenen technischen Lösungen – doch in meinem Bekanntenkreis sind die meisten Leute tatsächlich aktuell noch skeptisch. Wir sollten dabei aber auch nicht vergessen: Der Großteil der Gesellschaft konnte das automatisierte Fahren bislang noch nicht selbst erleben. Diese Technologien zugänglich zu machen und somit gewisse Vorurteile abzubauen, wäre also eine wichtige Hürde, die wir auf dem Weg zur Masseneinführung von automatisiertem Fahren nehmen müssen. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Ich selbst bin einerseits ein leidenschaftlicher Autofahrer, sehe aber andererseits auch viele Vorteile darin, einfach mal den „Robo-Chauffeur“ zu aktivieren und mich anderen Tätigkeiten zu widmen.

Wie weit sind wir mit dem Thema „automatisiertes Fahren“ denn hierzulande inzwischen – und was sind die nächsten Etappen? Bitte geben Sie den //next-Lesern doch ein Update …

Bislang bieten die zugelassenen Fahrzeuge maximal den Automatisierungsgrad „Level 2“. Sie verfügen damit zwar über ausgeklügelte Assistenzsysteme, doch der Fahrer muss nach wie vor die Hände am Steuer halten und seine volle Aufmerksamkeit dem Verkehr widmen. Insbesondere die deutschen Hersteller arbeiten jedoch bereits sehr intensiv am Automatisierungsgrad „Level 3“, dem eingangs erwähnten „Robo-Chauffeur “. In bestimmten Situationen wird es dem Fahrer dann erlaubt sein, die Hände vom Steuer zu nehmen und sich anderen Tätigkeiten zu widmen. Mercedes etwa will diese Technologiestufe bis 2021 zur Marktreife führen. Parallel hierzu gibt es eine Vielzahl an Entwicklungs- und Testprojekten von Technologiefirmen wie Google zur Entwicklung von „Robotaxis“ mit Automatisierungsgrad „Level 4“ oder gar „Level 5“, bei denen die Fahrzeuge über kein Lenkrad mehr verfügen.

Was bedeutet diese rasante Entwicklung für ERGO? Warum ist es für uns als Versicherer so wichtig, bei dieser Entwicklung vorne mit dabei zu sein – und wie stellen wir sicher, dass wir hierbei nicht den Anschluss verpassen?

Insbesondere für die Risikobewertung, das Pricing und auch die Schadenbearbeitung bringt automatisiertes oder sogar autonomes Fahren große Veränderungen mit sich. Aber auch die Art der Produkte sowie unsere Produktzusammensetzung werden sich an die neuen Bedarfe anpassen. Ein Beispiel: Durch die zunehmende Ausstattung mit Sensortechnik und Prozessorleistung wird besonders die Risikobewertung immer mehr „datengetrieben“ – und lässt sich demnächst sogar vom Fahrzeug selbst vornehmen. Gerade bei solch intelligenter Nutzung von Daten sehen wir bei EMS eine große Chance für die gesamte Munich Re Gruppe – aber eben auch großen Handlungsbedarf. Seit unserer Gründung bereiten wir uns daher intensiv vor – auch wenn praktische Erfahrungen mit autonomen Autos sich aktuell noch auf Testprojekte beschränken, sowohl auf privaten als auch öffentlichen Straßen. Immerhin: Auf Munich Re Ebene versichern wir heute bereits autonom fahrende Testfahrzeuge von mehr als 20 Anbietern in Europa, Nordamerika und Asien. Die Ausgestaltung der entsprechenden Policen beruht aktuell auf Einzelfallbewertungen sowie ersten Annahmen – wobei wir da sehr spezifisch auf den jeweiligen Anwendungsfall eingehen. Doch schon seit Beginn der Kooperationen, wie wir seit Anfang 2017 nach und nach eingegangen sind – denken Sie nur an BMW oder Great Wall Motor –, zeigt sich: Die enge Zusammenarbeit mit den Herstellern dieser Zukunftstechnologien ist essentiell, um zu verstehen, wie die unterschiedlichen Systeme funktionieren, die in autonom fahrende Autos eingebaut werden.

Auszug aus dem ERGO Risiko Report 2019: Drei von vier Deutschen trauen sich am Lenkrad mehr zu als einem Robo-Chauffeur

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