New Mobility

Braucht man in Zukunft noch eine eigene Autoversicherung?

Versicherungen „to go“, Auto-Abo-Modelle und autonome Autos. //next-Kolumnist Don Dahlmann fragt sich: Wie versichert man sich in Zukunft richtig, wenn man gar kein Auto mehr besitzt, aber zum Beispiel Carsharing nutzt? 



Es mag manchen überraschen, aber seitdem die Menschen in irgendeiner Form unterwegs sind, gibt es Versicherungen. Im antiken Griechenland gab es sogenannte See-Darlehen, mit denen man seine Schiffe gegen verschiedene Dinge absichern konnte. Das geschah schon rund 500 Jahre vor Christus und seitdem gibt es diese Angebote in der ein oder anderen Form. 

Das man sich gegen Risiken absichern möchte, liegt in der Natur der Menschen. Daher ist es auch kein Wunder, dass die ersten Kfz-Versicherungen nur wenige Jahre nach der Erfindung des Automobils auf den Markt kamen. Schon 1899 gab es ein erstes Angebot und die erste Kaskoversicherung folgte schon 1901. Allerdings liefen diese Versicherungen auf freiwilliger Basis. Zu Pflicht wurde die Versicherung erst 1939, nachdem die Unfallzahlzahlen in den 30er-Jahren enorm gestiegen waren.

Neue Mobilitätsformen

Daran hat sich bis heute nur wenig geändert. Wer ein Auto besitzen will, der braucht eine eigene Versicherung. Doch in der Mobilität verändert sich gerade einiges. Das System Auto steht unter Druck und verändert sich. Vor allem in den Städten wird das Auto zunehmen zurückgedrängt. Die Zulassungszahlen in Metropolen sinken, weil immer mehr Menschen alternative Mobilitätsformen wählen. Dazu gehören auch Carsharing Autos oder E-Scooter. Da benötigt man keine eigene Versicherung mehr, da die Unternehmen die Versicherung gleich mitliefern.

Auch das autonome Auto wird in den nächsten Jahren mehr und mehr Einzug in unser Leben halten. Und da stellt sich die Frage, wer eigentlich haftet, wenn man damit einen Unfall hat. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten und Gegenstand von Verhandlungen und philosophischer Betrachtungen. Klar ist bisher nur eins: wenn das Auto kein Lenkrad und keine Pedale mehr hat, also zu 100 Prozent immer autonom unterwegs ist und ein Passagier die Fahrweise des Autos nicht beeinflussen kann, dann hat er beim Unfall auch keine Schuld. 

 

Vollautonom, teilautonom?

Die Haftungsfrage ist aber schwieriger zu klären, wenn das Auto nur in bestimmten Momenten vollautonom unterwegs ist. Das macht die Sache kompliziert. Wenn das Fahrzeug autonom unterwegs ist, dann greift die Versicherung des Herstellers, wenn es vom Fahrer bewegt wird, dann die des Besitzers, beziehungsweise des Fahrzeugführers. Welche dann am Ende bei einem Unfall greift, ist dann vermutlich demnächst eine Frage, die die Gerichte beschäftigen wird.

Das ist in den USA schon der Fall. Der Hersteller Tesla bietet in seinen Autos teilautonome Funktionen an. Im Kleingedruckten ist zu lesen, dass der Fahrer immer die Hände am Steuer haben muss und immer aufmerksam den Verkehr beobachten sollte damit er im Notfall eingreifen kann. Aber die unter dem Namen „Tesla Autopilot“ vermarkte Software wird natürlich von den Nutzern anders verwendet. 

Haftungsfragen ungeklar

Die Unfälle mit den Fahrzeugen des Herstellers häufen sich in letzter Zeit erheblich. Das liegt nicht nur daran, dass Tesla sehr erfolgreich ist und mehr seiner Produkte auf den Straßen unterwegs sind. Vor allem sind es die Besitzer, die dem Namen „Autopilot“ etwas zu viel Glauben schenken. Die Menge an am Steuer eingeschlafenen Tesla-Piloten, deren Autos von der Polizei dann gestoppt werden mussten, ist erstaunlich groß. Leider aber auch Unfälle mit tödlichem Ausgang. 

Vor allem diese Unfälle beschäftigen dann die Gerichte. Denn im Land der Schadensersatzklagen, in denen es um Millionen geht, versucht man gerne ein Unternehmen zu verklagen. Aber die Urteile, die vermutlich in den nächsten Jahren entstehen werden, dürften auch eine Rechtsgrundlage für das autonome Fahren bilden. Was dringend notwendig ist, denn bisher gibt es halt nur akademische Diskussionen über das Thema. 

Pay-as-you-drive

Aber generell ändert sich mit den neuen Formen der Mobilität auch etwas bei den Versicherungen. Wenn man kein Auto mehr besitzt, bedeutet dies ja nicht, dass man kein Auto mehr fährt. Dementsprechend wird die Zukunft der Mobilität auch Versicherungen umfassen müssen, die deutlich flexibler sind als das bisherige Modell. Die Lösung heißt hier „Pay-as-you-drive“.

Darunter versteht man Verträge, die zwar laufen, aber nur dann kostenpflichtig werden, wenn man sie auch nutzt. Man bezahlt also nur dann für einen Strecke, wenn man auch im Auto sitzt und selbst fährt. Ist man mal ein paar Wochen ohne Auto unterwegs, kostet einen die Versicherung auch nichts. Dass ist nicht nur praktisch für den Versicherten, es ist auch beruhigend, denn man ist in jedem Fall abgesichert, sollte es zu einem Zwischenfall kommen. 

Denn ohne Mobilität werden wir auch in Zukunft nicht sein. Der persönliche Mobilitäts-Mix wird aus dem eigenen Auto, Carsharing, der Nutzung autonomer Shuttles, E-Scooter und anderen Fahrzeugen bestehen. Es wird auch Unfälle geben. Hoffentlich dann weniger in Zukunft – aber ganz verschwinden werden sie wohl nicht. 

Text: Don Dahlmann

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