New Mobility

Buchen wir Autos bald im Abo?

Subscription-Modelle sind in vielen Konsumbereichen bereits sehr erfolgreich. Wir schauen Serien und hören Musik im Abo und haben sogar die Möglichkeit, einzelne Produkte des täglichen Bedarfs bis hin zu frischen Lebensmitteln einfach zu abonnieren. Bei teureren Produkten wie Autos ist das Abo dagegen noch wenig verbreitet, dabei könnte der hohe Preis langfristig für ein Auto-Abo sprechen, wie es auch ERGO versichert.

Um die Zukunft der Mobilität zu gestalten, müssen auch die deutschen Automobilhersteller ihre traditionellen Geschäftsmodelle hinterfragen und sich neuen Optionen öffnen. Sie haben den Wandel vom fossilen Verbrennungsmotor zum Elektromotor nahezu verschlafen, was sie bereits Marktanteile gekostet hat. Einen weiteren Trend sollten sie daher besser nicht verpassen, sondern im Idealfall selbst setzen.

Statussymbol Auto bröckelt

In einem Autoland wie Deutschland mit großen Marken wie Volkswagen, Mercedes, BMW, Opel oder Audi gehört das eigene Auto traditionell zu den Statussymbolen. Es steht für Wohlstand, Freiheit und einen Lebensstandard, den man sich erarbeitet hat. Doch schon seit einigen Jahren schon formiert sich eine Gegenbewegung, die ganz langsam wächst – nicht nur zahlenmäßig, sondern vor allem auch altersmäßig.

Denn die junge Generation, die demnächst den Führerschein macht, steht dem Autobesitz zunehmend skeptisch gegenüber. Und dabei handelt es sich keineswegs nur um Klimaaktivistinnen und -aktivisten, denn der Trend zur Nachhaltigkeit ist nur ein Aspekt. Ein eigenes Auto zu besitzen, reicht vor allem der jungen, urbanen Bevölkerung längst nicht mehr. Sie suchen nach vielfältigen Erlebnissen und investieren ihr erstes verdientes Geld lieber in Reisen, ausgefallene Events und Hobbys, die spannende Erfahrungen versprechen.


Ein eigenes Auto benötigen sie dafür oft nicht mehr. Im Gegenteil: Die hohen Anschaffungskosten würden ihre Einstiegsgehälter für einige Jahre verschlingen und keinen Spielraum mehr für Erlebnisse übrig lassen. Warum dann nicht gleich ein hippies Lastenrad fahren und für längere Strecken das nachhaltige Deutschlandticket nutzen?

Was für ein Auto-Abo spricht

Auch die Autohersteller werden diese Entwicklungen beobachten und ihre Schlüsse daraus ziehen. Die entscheidende Frage für sie lautet:

Wie kann das Auto auch für die nächste Generation so attraktiv bleiben, dass sie nicht ganz darauf verzichten will?

Eine konsequente Umstrukturierung hört dabei nicht bei der Elektrifizierung auf, sondern fängt damit erst an. Die jüngeren Generationen unterscheiden als Digital Natives das Auto nicht von anderen mobilen Geräten. Smarte und intelligente Funktionen, verpackt in ansprechendem Design, stellen die ingenieurgetriebene deutsche Automobilindustrie vor völlig neue Herausforderungen. Statt perfektionierter Spaltmaße werden digitale Services und Softwarelösungen noch wichtiger als heute. Für die Zukunftsfähigkeit der Automobilkonzerne wird es daher auch darauf ankommen, ihre Produkte weiter zu digitalisieren.

Das Problem: Ähnlich wie bei der Umstellung auf Elektroantriebe stehen die Hersteller aufgrund des hohen Entwicklungsaufwands vor hohen Investitionen. Dabei stellen sie bereits bei ihren E-Modellen fest, dass sich die Umstellungskosten nur bedingt über die Verkaufspreise refinanzieren lassen. Denn sie befinden sich im Wettbewerb mit „Newcomern“ beispielsweise aus China, die nicht durch infrastrukturelle Altlasten belastete Preise anbieten können.

 

Experten prognostizieren folgerichtig bereits einen Preiskampf im Bereich der E-Autos. Da käme ein neuerlicher Preisaufschlag für die Integration intelligenter Assistenzsysteme bis hin zu autonomen Fahrfunktionen zur Unzeit. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wer sich noch ein Auto kaufen will, das bereits nach kurzer Zeit funktional veraltet ist. Und die Zeitspanne bis dahin wird kürzer, denn die Digitalisierung ist nicht nur die Lösung für die Gestaltung attraktiver Automodelle, sondern gleichzeitig ein enormer Beschleunigungsfaktor für die weitere Entwicklungsarbeit. Mit digitalen Technologien wie Künstlicher Intelligenz oder den kommenden Quantencomputern lassen sich neue Entwicklungsideen so schnell umsetzen wie nie zuvor.

Wie ein zukunftsweisendes Auto-Abo aussehen könnte

Software-Updates können bis zu einem gewissen Grad einfach beim nächsten Werkstattbesuch eingespielt werden, doch sobald neue Hardware benötigt wird entstehen zusätzliche Kosten. Lösungen für diese technische Herausforderung könnten verschiedene Abo-Modelle bieten. Dabei könnten entweder nur die Upgrades abonniert werden, so dass die Autokäufer zu einem planbaren Preis verlässlich mit aktuellen Funktionen versorgt werden. Oder es gibt gleich das gesamte Auto im Abo, samt Upgrade-Paket.

Auch hierfür gibt es eine Reihe von möglichen Paketoptionen, um unterschiedliche Nutzungsszenarien bestmöglich abzudecken. So wäre es beispielsweise denkbar, dass ein Modellwechsel Teil des Abopakets ist. So könnten Kunden ein größeres Modell wählen, wenn sie damit in den Urlaub fahren wollen, und hätten ein kleineres Modell für das alltäglichen Weg zur Arbeitsstelle.

Die Abopakete könnten auch unterschiedliche Kilometerleistungen enthalten. Oder sie beziehen sich nur auf bestimmte Tage, so dass die Fahrzeuge an den nicht gebuchten Tagen für andere Kunden zur Verfügung stehen. Die denkbaren Möglichkeiten sind vielfältig und eröffnen den Herstellern völlig neue Geschäftsmodelle.

Vorbilder finden sich dafür genügend. So haben viele Softwareanbieter ihre Geschäftsmodelle längst auf Abos umgestellt und sind damit sehr erfolgreich. Mit dieser Umstellung könnte auch die Automobilindustrie ihren radikalen Technologiewandel auf ihre Wertschöpfung ausweiten.

Ausblick: Flexibilität ist der Schlüssel

Den Wunsch nach Flexibilität und die Abkehr von traditionellen Modellen kennen wir bereits aus der Arbeitswelt. Fünf Tage die Woche für acht Stunden ins Büro wollen die begehrten Talente von heute und morgen längst nicht mehr. Allein das hat mittelfristig Auswirkungen auf die Mobilität. Wer nur noch an ein oder zwei Tagen ins Büro fährt, wird die hohe Investition in ein Auto wohl eher in Frage stellen.

Für die Automobilindustrie heißt das, selbst flexibler zu werden. Das erfolgreiche Auto der Zukunft besteht nicht nur aus Technik, sondern bietet die Flexibilität, die dem Zeitgeist entspricht.

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