Die Berliner Verkehrsbetriebe unternehmen im Fahrscheinverkauf moderne Schritte. Und zwar automatisiert, mit Chatbot BerTi (kurz für BerlinTicket). Ein persönlicher Erfahrungsbericht von //next-Kolumnist Markus Sekulla.
Berlin und öffentlicher Nahverkehr - eine Hassliebe. Kreuzberg im Oktober: An einem regnerischen Tag stehe ich mit sträflich zusammengeflicktem Regenschirm an einer Haltestelle und warte auf die leuchtend gelben Busse. Es kommt keiner. Nach einer nicht weiter bemerkenswerten Wartezeit von 40 Minuten kann ich mit meinen nassen Schuhen zwischen einem der vier gleichzeitig ankommenden Busse wählen. Nach “Singing in the rain“ ist mir nicht zumute. So viel zum Hass. Indes: Schaut man sich an, wie regelmäßig und verlässlich die Ringbahn 24/7 fährt oder wie die BVG auf Twitter und Facebook kommuniziert, kann man nichts als Liebe empfinden.
Bleiben wir bei Facebook, denn dort ist die BVG nicht nur in der Kommunikation innovativ unterwegs: Auch im Ticketverkauf unternimmt man dort moderne Schritte. Und zwar automatisiert, mit Chatbot BerTi (kurz für BerlinTicket). Mit ihm möchte die BVG, so Carlos Reinsch, Projektmanager bei den Berliner Verkehrsbetrieben, Reisende vor allem an Verkehrszentren wie dem Hauptbahnhof oder dem Flughafen (Stand heute: Tegel) mit Tagestickets versorgen. Diese lassen sich mit wenigen simplen Fingerstrichen über den Bot bestellen und via Paypal bezahlen.
Nun könnte ich das Spielerei nennen, da es ja schon die BVG-App gibt, bei der man deutlich mehr Optionen fürs Bezahlen hat. Aber wer will schon in jeder Stadt eine eigene App für die dortige Verkehrsgemeinschaft haben? Nein danke. „Alles gerne in einer App“ ist die Lösung, wie zum Beispiel dem DB Navigator. Der würde mir im Ausland aber nicht helfen. Wenn ich also in Wien ankomme, würde ich sehr ungern die dortige App mit meinem Datenvolumen runterladen. Da würde mir Ticket-Option bei FB oder Whatsapp (oder natürlich auch hier: DB Navigator) durchaus helfen. Gerne auch Twitter, TikTok, Wallet … eben eine App, die man auf dem Smartphone hat und die nicht unnötig Datenvolumen zieht.
Was ich außerdem gerne mag, ist jede Option, die mir den Umgang mit Bargeld erspart. Wenn man an der Coronakrise eine positive Sache finden möchte, dann sicherlich, dass ich jetzt auch beim Bäcker mit meiner kontaktlosen Kreditkarte bezahlen kann. Wenn man Gründer der Onlinebank N26 glaubt, werden die Menschen nach der Krise nicht mehr zum Bargeld zurückkehren.
Volle Zustimmung von meiner Seite, Valentin. Und die BVG folgt damit dem Trend. Schaut man sich die neuen Mobility-Dienstleister der Shared Economy an, so wird man bei seinem Leih-Bike vergeblich einen Schlitz für Münzen suchen. App mit Kreditkarte und Paypal sind hier immer häufiger das Mittel der Wahl.
Doch warum bezahlt man im Bus nicht gleich direkt mit der Kreditkarte? Gute Frage! Selbst im durchdigitalisierten Island, wo man den Camping-Platz am Rand der europäischen Welt kontaktlos mit Kreditkarte zahlen kann, muss man im Bus in Reykjavik mit Bargeld zahlen. Wo man das nach der Zeit im Land nehmen soll, bleibt offen. Und auch dieses Jahr blieb in vielen Städten der Zugang zum Fahrpersonal – und damit auch zum klassischen Bezahlautomat – versperrt. In diese Lücke kommt die BVG hervorragend mit ihrer Lösung rein.
Die Verkäufe via Messenger seien noch überschaubar, so die BVG. Und das werden sie wahrscheinlich auch bleiben. Sollte eine Integration via Whatsapp oder dem „Millennial Facebook“ Instagram folgen – oder technisch möglich sein -, dann könnte es was werden mit der App Alternative.
Kolumne: Markus Sekulla
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