Die erste face-to-face re:publica in Zeiten von Corona wurde heiß herbeigesehnt. War es doch gut drei Jahre her, dass sich die digitale Elite Deutschlands das letzte Mal in Berlin traf. Neben dem informativen und hochkarätigen Bühnenprogramm standen dieses Jahr die menschlichen Begegnungen noch mehr im Vordergrund als in den Jahren zuvor. Ein subjektiver #RP22 Rückblick für //next.
Das offizielle Motto der re:publica 2022 war „Any way the wind blows“. Auf den ersten Blick hätte es genauso gut „Alles neu macht der Juni“ sein können. Denn nicht nur die Location wurde von der Station Berlin in die Arena Berlin & Festsaal Kreuzberg verlagert, auch der Termin wurde vom Mai in den Juni gelegt. Darüber hinaus stellten die Macherinnen und Macher der re:publica die Verpflegung komplett auf vegetarisch um. Dafür gab es einen berechtigten Candy-Storm auf den sozialen Netzwerken.
Doch es ist auch einiges so geblieben, wie wir es von der re:publica kannten und liebten: Der Klassentreffen-Charakter ist für die Alteingesessenen immer noch der Hauptgrund, nach Berlin zu fahren. Dies drückt sich vor allem durch intensive Gespräche mit Herzensmenschen aus. Und auch das Vortragsprogramm war wieder hochkarätig. Der gesellschaftliche Aspekt stand gerade auf den Main-Stages wieder stark im Vordergrund. Nicht nur in meinen Augen ist die re:publica mittlerweile eher als eine politische Veranstaltung denn als Digitalmesse zu verstehen. Beleg dafür war unter anderem der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz.
Was Angela Merkel während ihrer gesamten Amtszeit nicht gewagt hat, das setzte Olaf Scholz gleich in seinem ersten Jahr in die Tat um: Der Gang in die digitale Höhle der Löwen. Diese Tatsache an sich haben ihm viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer positiv angerechnet. Positive Signale sendete der Kanzler zum Beispiel mit Netzausbau. Negativ wurden ihm jedoch fehlende Statements zum Klimaschutz gewertet sowie die vielen Worte für wenig Inhalt. Auf Twitter hielt sich die Begeisterung für den Auftritt von Olaf Scholz insgesamt jedenfalls in Grenzen.
Gefeiert wurden andere. Sascha Lobo zum Beispiel für seine Rede zur Lage der Nation, Maja Göpel für ihren Vortrag „Her mit der besseren Zukunft“, Franzi von Kempis‘ Vortrag mit Erfahrungen aus dem Herzen eines Berliner Impfzentrums: „Impfzentrum - Orte der Hoffnung und Feindbilder Nummer eins“ oder auch „tante“ für seine kritischen Worte zu NFTs und dem Web 3.0 „Von hässlichen Affen, Spekulationen und Ketten: Das Dritte Web“.
Das Gefühl der republica wird man sich nicht ins Wohnzimmer holen können, wohl aber die Inspiration und das Wissen. Auf dem YouTube Kanal der Veranstaltung sind die kompletten Aufzeichnungen der Stage 1 verfügbar und es werden in den nächsten Tagen und Wochen weitere Vorträge von Nebenbühnen auf den Kanal geladen. Reinklicken lohnt sich unbedingt!
Nach drei Tagen wurde das Kapitel der wohl intensivsten re:publica mit dem traditionellen Abschluss-Song „Bohemian Rapsody“ von Queen mit der letzten Textzeile „Any way the Wind blows“ geschlossen. Für die Zeiten, in denen wir leben, war das Motto der diesjährigen Berlinfahrt perfekt gewählt. Zwischen Klimakrise, Krieg in der Ukraine, der Immernoch-Pandemie und vielen anderen kleineren und größeren Krisen suchen viele Menschen nach Halt. Mal schauen, wohin uns der Wind im Jahr 2023 weht – sicher aber zur #RP23 nach Berlin. Bis dann!
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