War es der Traum von ewiger Jugend oder war es der Traum von ewiger Schönheit? Unser //next Kolumnist Markus Sekulla ist sich nicht sicher. Sicher ist er sich aber in seiner Meinung über den Beauty-Filter Trend, der gerade durch TikToks „Bold Glamour“ diskutiert wird.
Kurz gesagt, einer der TikTok Beauty Filter. Er setzt ein perfektes Make-Up aufs Gesicht und optimiert Gesichtszüge. Die Süddeutsche hat dazu einen Artikel mit dem Titel: „Die Software zum Schlechtfühlen“ verfasst (Link unten). Warum eigentlich?
Am Anfang meiner Artikels – die treuen //next Leserinnen und Leser wissen es bereits – steht ein Selbsttest. Also TikTok (wieder) runtergeladen und los geht’s. Der Filter ist leicht zu finden und schnell angewendet. Irgendwie scary…
Schönheitsideale gab es schon immer. Da kann mir kein Kind der 80er erzählen, dass sie oder er kein schlechtes Gefühl hatte, wenn er die Werbungen mit Kate Moss oder Mark Wahlberg in der Bravo oder einer Illustrierten überblättert hat. Aber das Ideal schien uns damals unerreichbar. Mein Sixpack hatte mit dem von Marky Mark ungefähr so viel zu tun wie der Neustädter Funkmast mit dem Eiffelturm.
Das ist bei Bold Glamour und anderen Social Media Beauty Filtern anders. Was sie so gefährlich macht, ist die Nähe zur Realität. Eine (noch) schönere Variante von uns scheint nur ein wenig Brush away. Man nennt sie Hyper-Realistic Video Filters. Wenn Menschen, die sich nach sozialer Anerkennung und positivem Feedback sehnen, anfangen, ihn zu benutzen und sich damit Likes und Herzen ihrer FreundInnen und FollowerInnen erhoffen, wird ihnen nicht gefallen, was sie sehen, wenn sie in den Spiegel gucken. Expertinnen und Experten sehen darin ein großes Problem. Die Nutzung dieser Filter, so haben Studien gezeigt, ist mit schlechterem Selbstbewusstsein und anderen mentalen Gesundheitsproblemen assoziiert.
Mein sehr geschätzter Kollege Jörg Schieb hat für den WDR die Psychologin Eva Wunderer interviewt, die sagte:
„Das kann in ganz extremen Fällen dazu führen, dass junge Menschen sich operieren lassen wollen, um ihrem Ideal näher zu kommen – selbst, wenn dieses in der Natur gar nicht existiert.“
Den kompletten Artikel, inklusive Tipps für Eltern, findet ihr unten verlinkt.
Social Media beeinflusst nicht nur durch Filter die Vorstellung von Schönheit oder der Art wie wir oder unser Leben sein sollte. Es ist zwar schön, tolle Bilder zu sehen, aber das hat mit unserem Alltag leider meist wenig zu tun. Mittlerweile gibt es selbst einige Beauty-Marken, die sich aktiv gegen Beauty Filter stellen und uns weiterhin unsere natürliche Schönheit bewusst machen wollen.
Man darf nicht immer der alte Mann mit dem erhobenen Zeigefinger sein, haben sie gesagt. Man darf nicht immer alle Innovationen von vorneherein verurteilen, haben sie gesagt.
Aber was ist das bitte für eine gefährliche Idee, Menschen konstant vor Augen zu führen, wie viel besser sie aussehen könnten.
TikTok-Nutzer haben bemerkt, dass etwas an diesem Filter anders ist als an den X anderen auf der Plattform. Im Gegensatz zu anderen, die es so aussehen lassen, als hätte man übertriebenen Lidschatten oder viel größere Lippen, scheinen sich die Modifikationen von Bold Glamour mit dem Gesicht zu bewegen. Und vor allem verzerrt der Filter kaum, wenn der man seine Hand vor sich hält, was bei anderen Filtern häufig der Fall ist. Das könnte an den neuen KI-Tools liegen, die TikTok gelauncht hat, spekuliert The Verge (Link unten). Das klingt, als sei es nur der Anfang.
Why won’t TikTok confirm the Bold Glamour filter is AI?
Will New Hyper-Realistic Video Filters Harm Mental Health?
Kritik an TikTok-Filter "Bold Glamour": Das sollten Eltern darüber wissen
https://www1.wdr.de/nachrichten/tiktok-filter-bold-glamour-schoenheit-social-media-100.html
Die Software zum Schlechtfühlen
https://www.sueddeutsche.de/kultur/bold-glamour-videofilter-1.5762808
Text: Markus Sekulla
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