Jobtitel sind in den letzten Jahren immer mehr zu einer Blackbox geworden. Neue Bezeichnungen wie „Chief Happiness Officer“ oder „Social Content Producer“ gibt es mittlerweile in einigen großen Unternehmen, und das zurecht. //next-Kolumnist Markus Sekulla hat sich auf die Suche nach dem Job von morgen gemacht – und dabei erstaunliche Fundstücke ausgegraben.
Sie sind schon etwas zu beneiden, unsere Großeltern. Nehmen wir meinen Opa. Er konnte sich grob zwischen zwei Jobs entscheiden: Schmied oder Zimmermann. Viele wissenschaftliche Studien zeigen, dass wir uns bei zu vielen Alternativen mit der Auswahl der „richtigen“ schwertun. Mein Opa wurde also Schmied und hat diesen Job sein Leben lang zufrieden ausgeführt. Wenn ich mich heute in meinem Freundeskreis so umschaue, wissen einige nach Studium und Berufserfahrung immer noch nicht, was sie wirklich werden wollen. Die Angst vorm grüneren Gras ist real.
Die schlechte Nachricht: Der Trend geht durch die schnelle technologische Entwicklung weiter in Richtung mehr Auswahlmöglichkeit. Ich kann jetzt nicht nur wählen, ob ich Programmierer werden möchte, sondern ich muss mich zwischen den x verschiedenen Sprachen entscheiden. Dazu kommen noch neue Organisationsformen und Arbeitsweisen, die auch neue Rollen schaffen.
Die gute Nachricht: Es gibt richtig großartige neue Jobs!
Es gibt endlos viele Jobtitel, die mir gar nichts sagen, was vor allem an der neuen, meist englischen Bezeichnung liegt. Doch Und einige dieser Jobs schauen wir uns jetzt mal näher an.
Nun, es hat eigentlich mit einem PR-Gag von United Airlines angefangen, die Oskar aus der Mülltonne verpflichtet haben, den Titel CTO (Chief Trash Officer) bei der Airline zu tragen. Auf die Kampagne wollen wir hier nicht weiter eingehen, aber der Jobtitel scheint es den Menschen angetan zu haben. Bei der Flut an Plastik, die wir jeden Tag verbrauchen, müssen sich Unternehmen immer mehr fragen, wie nachhaltigere Lösungen aussehen können, die besser recycelt oder Cradle to Cradle gebraucht werden können. Wer könnte das besser als eine oder ein Chief Trash Officer.
Neue Arbeitsmodelle haben unser Leben in den letzten drei Jahren erfasst wie eine riesige Welle. Während wir in der Anfangszeit von Corona alle zuhause bleiben mussten, ist gerade die Zeit, in der man das gesunde Maß zwischen Remote und Office findet. Doch neue Arbeitsmodelle gehen viel weiter als die bloße Anwesenheit im Büro. Sollte man einen Kicker Tisch haben (Scherz)? Sollten alle Meetings nur 50 Minuten statt 60 haben? Sollte man überhaupt noch so viele Meetings haben und einen Tag vielleicht komplett frei von Terminen ansetzen? Wer könnte das besser beantworten als eine oder ein Kultur-Architekt:in.
Die künstliche Intelligenz wirft ihre Schatten voraus. Die Content-Erstellung wurde in den letzten Monaten ziemlich in den Schleuderwaschgang geworfen und um einen neuen Player ergänzt. Vor allem ChatGPT steht im Mittelpunkt des Interesses. Viele von euch haben sicher auch schon mit der KI von Open AI rumprobiert. Doch Eingabe (Prompt) ist nicht gleich Eingabe. Sprich, wenn man der Maschine andere Fragen stellt, bekommt man unterschiedliche Antworten (ist ja bei uns Menschen auch so). In meinen Augen ist es, wenn man einige Regeln befolgt keine Raketenwissenschaft, zumal man ja nach der Antwort auch noch Rückfragen stellen kann. Doch wenn man sich in Foren (z.B. Reddit) umschaut, scheint mehr dahinter zu stehen, als man denken mag. Wer könnte also mehr aus ChatGPT herausholen, als eine oder ein Prompt Architekt:in.
Bleiben wir beim Thema KI. Hier habe ich zugegebenermaßen etwas geschummelt. Aber der Job-Titel ist einfach zu großartig, um ihn nicht in dieser Liste zu haben. Denn den Job des KI-Beraters der rumänischen Regierung ist keiner, auf den man sich einfach so bewerben kann. Vielmehr wird eine KI selbst den rumänischen Ministerpräsidenten und Nicolae Ciucă beraten. So wurde die KI kreiert, um in Echtzeit Meinungen in der Gesellschaft zu erfassen, indem sie „öffentlich zugängliche Daten aus sozialen Netzwerken“ verwendet, wird ein Regierungsdokument zitiert, welches das Projekt beschreibt. Wer könnte da bessere Einschätzungen geben als der KI-Berater der rumänischen Regierung?
Wer mehr über das Projekt erfahren will, dem sei die Website empfohlen (auf rumänisch (glaube ich).
Wenn man die KI selbst fragt, was für neue Jobbeschreibungen es zurzeit gibt, dann sagt ChatGPT etwa folgendes:
Angesichts der steigenden Nachfrage nach Ressourcen wie seltenen Metallen, Wasser und Helium-3, wächst das Interesse am Abbau dieser Ressourcen auf Asteroiden und anderen Himmelskörpern. Ingenieur:innen für Weltraumbergbau werden für die Entwicklung der Technologie und der Infrastruktur verantwortlich sein, die für die Gewinnung von Ressourcen aus dem Weltraum erforderlich sind.
Es gibt eine Menge toller, lustiger, manchmal aber auch nichtssagender Jobbeschreibungen da draußen. Da muss es nicht Golfballtaucher:in, Rockstar Web3 Growth Marketing Hacker oder Schlussmacher:in sein, auch im Corporate-Umfeld gibt es einige neue Anstellungsmöglichkeiten. Und es werden noch viele dazukommen. Mein Traum, mich als Chief Balkongärtner zu betätigen, ist also noch nicht ausgeträumt.
Text: Markus Sekulla
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