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Die Mechanismen hinter Dating-Apps

Dating-Apps haben zweifellos die Art und Weise revolutioniert, wie wir uns verabreden und neue Menschen kennenlernen. Das Wischen nach rechts und links ist ein einfacher Mechanismus, hinter dem sich ausgeklügelte Algorithmen, Werbekanäle und ein Weg zur Monetarisierung von Nutzerdaten verbergen. Die Kolleginnen und Kollegen von ERGO Technology und Services haben sich passend zum Valentinstag einmal genauer angesehen, ob ein Match perfekt sein kann und was hinter Apps wie Tinder, Bumble oder Badoo steckt.

Dating-Apps haben die Art und Weise, wie wir Liebe finden, grundlegend verändert, aber haben Sie sich jemals gefragt, was hinter den Kulissen vor sich geht? Die von diesen Apps verwendeten Algorithmen spielen eine entscheidende Rolle dabei, uns mit potenziellen Partnern zusammenzubringen. Doch es gibt auch Schattenseiten dieser Netzwerke, und Apps wie Tinder, Grindr und OkCupid haben in den letzten Jahren u.a. durch die Weitergabe von Nutzerdaten viel von sich reden gemacht.

Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten

Einer der beliebtesten Algorithmen, die von Dating-Apps verwendet werden, ist der Algorithmus für gemeinsame Interessen. Vereinfacht ausgedrückt werden Nutzer auf der Grundlage ihrer Hobbys und Interessen zusammengebracht. Wenn Sie und ein potenzieller Partner bzw. Partnerin beispielsweise beide gerne wandern, wird die App sie als empfohlene Option vorschlagen. Die App versucht so jemanden zu finden, der Ihre Leidenschaften teilt, so dass die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass beide Personen Gemeinsamkeiten haben und sich gut verstehen. Ein weiteres Beispiel ist der psychologische Kompatibilitätsalgorithmus, der Persönlichkeitstests und Fragebögen verwendet, um Nutzer auf der Grundlage ihrer Werte, Überzeugungen und Persönlichkeitsmerkmale einander vorzuschlagen. Er soll dabei helfen, Menschen zusammenzubringen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit auf einer tieferen Ebene kompatibel sind als nur durch gemeinsame Interessen.

Schließlich nutzen einige Dating-Apps maschinelles Lernen, um das Dating-Erlebnis zu personalisieren. Sie analysieren den Browser- und Nachrichtenverlauf eines Nutzers, um potenzielle Partner vorzuschlagen, an denen er oder sie eher interessiert sein könnte. Auf der Grundlage einer natürlichen Sprachverarbeitung interpretieren sie den Inhalt von Nachrichten und schlagen mögliche Antworten vor. Dies ist der Schlüssel dazu, das Dating-Erlebnis noch stärker auf die Vorlieben des Einzelnen zuzuschneiden. Es besteht allerdings das Problem, dass diese Algorithmen trotz ihrer ursprünglichen Absicht, Menschen miteinander zu verbinden, bereits bestehende Vorurteile und Diskriminierung im Dating-Prozess aufrechterhalten.


„Dating-Apps sind perfekte Anwendungsfälle für maschinelles Lernen – es gibt viel Raum für Musterabgleich, Vergleiche und Vorschläge“, sagt Paweł Bulowski, Senior Project Manager, AI & Data Division bei ERGO Technology & Services in Polen. „Darüber hinaus kann die Kommunikation durch automatische Rechtschreibkorrekturen oder Vorschläge für romantische Inhalte verbessert werden. Einige dieser Apps können auch die Qualität der Profilfotos verbessern.“ All dies ist zwar in der virtuellen Realität großartig, aber funktioniert es auch noch, wenn man sich dann persönlich trifft? Es scheint so, denn die Beliebtheit von Dating-Websites nimmt weiter zu und die Beziehungen, die über Dating-Websites geknüpft werden, scheinen nicht weniger erfolgreich zu sein als die, die auf herkömmliche Weise zustande kommen.

Die Popularität der Dating-Apps hält an. Trotz der angespannten Wirtschaftslage und gestiegener Lebenshaltungskosten steigen die Ausgaben für die Premiumservices der Anbieter stetig. Laut der Match Group, dem Anbieter hinter Tinder, Hinge und OkCupid, stiegen deren Quartalseinnahmen zwischen Juli und September um 7 Prozent auf den Rekordwert von 810 Millionen Dollar an. Die Zahl der aktiven Benutzer der Apps wuchs ebenso auf über 100 Millionen.

Dating-Apps: Licht und Schatten

Diese Zahlen sprechen für sich: Die Apps scheinen zu funktionieren und die Benutzer scheuen keine Kosten, wenn es darum geht, die wahre Liebe zu finden. Doch die Realität trübt das Bild. Und der Grund sind einmal mehr die Algorithmen. 2020 wurde weltweit über Data leaks bei Tinder, Grindr und OkCupid berichtet. Riesige Mengen an Nutzerdaten wurden öffentlich, darunter genaue Standorte, sexuelle Orientierung, Ethnie und die durchschnittliche Nutzungsdauer, aber auch viel heiklere Details, etwa Angaben zu einer HIV-Erkrankung. 

Und es gibt noch andere Aspekte, die kontrovers diskutiert werden. So verwendet beispielsweise Tinder einen Algorithmus, der die Attraktivität der Nutzer bewertet und sie dann mit ähnlich eingestuften Anderen zusammenbringt. Andere Kommentare bemängeln, dass die Apps nach dem Einschalten zuerst die attraktivsten Nutzer in der Umgebung vorschlägt und die Nutzer so dazu verleitet, länger zu suchen. Skeptiker vermuten hier eine Absicht, um durch längere Nutzungsdauer mehr Werbekunden zu gewinnen und den Nutzern häufiger die Premiumdienste anbieten zu können.

Ja oder nein?

Egal, ob wir ihre Befürworter oder Gegner sind: Dating-Apps haben die Art und Weise, wie wir neue Kontakte knüpfen, verändert und sind für viele ein Teil des täglichen Lebens geworden. Bei der Entscheidung, ob man sie nutzen möchte, sollte man sich einen Moment Zeit nehmen, um abzuwägen, inwieweit die Vorteile – wie die Chance, jemand Besonderen kennenzulernen – in einem angemessenen Verhältnis zu den Risiken stehen. Denn die geteilten Daten sind nicht nur ein Anhaltspunkt für unsere potenziellen Partner, sondern auch für Werbetreibende.

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