New Mobility

„Project Skyway“ will Lieferketten per Drohne revolutionieren

Beim Stichwort „Drohne“ denken viele von uns wohl als erstes an den Freizeitbereich oder an Kriegsgerät – doch wie sieht es mit der kommerziellen Nutzung aus? Wie wäre es, wenn Drohnen uns künftig unsere Post und Pakete bringen oder dringend benötigte Medikamente? Hierzu haben wir uns bei //next bereits Gedanken gemacht. Und Großbritannien hat nun ein Projekt gestartet, das Lieferketten per Drohne „revolutionieren“ will.

Mitte Juli gab die britische Regierung grünes Licht für den Bau des weltweit größten und längsten Netzes von Drohnen-Autobahnen: „Project Skyway“ wird von einem Konsortium vorangetrieben, das von Altitude Angel, einem britischen Unternehmen für Luft- und Raumfahrt und einheitlichem Verkehrsmanagement, geleitet wird – und neben mehreren Technologie-Start-ups auch den Mobilfunkkonzern British Telecommunications (BT) umfasst. Gemeinsam wollen die Partner in den nächsten zwei Jahren 265 Kilometer an „Drohnen-Superhighways“ bauen, die den Luftraum über Reading, Oxford, Milton Keynes, Cambridge, Coventry und Rugby miteinander verbinden. 

Laut Pressemitteilung wird das Skyway-Superhighway-Netz „dazu beitragen, das enorme Potenzial unbemannter Luftfahrzeuge zu erschließen und als Katalysator für das Wachstum der städtischen Luftmobilitätsbranche zu dienen“.

Automatisiertes Boden-Leitsystem

Doch wie lässt sich eine solche Autobahn in der Luft überhaupt errichten? Schließlich wird der Luftraum in dem meisten Staaten besonders streng reguliert, damit Drohnen weder für den herkömmlichen Luftverkehr noch für kritische Infrastruktur zur Gefahr werden können. Für „Project Skyway“ wurden daher Luftraumkorridore definiert mit Oxford als zentralem Knotenpunkt, der den Luftraum über Coventry und Rugby im Norden, Cambridge im Osten und Milton Keynes im Süden verbindet. Laut singularityhub.com könnte das Netz mittelfristig jedoch auf weitere Städte wie Southampton und Bentwaters ausgedehnt werden.

In diesen Korridoren sollen die Drohen automatisiert hin- und herflitzen, ohne Fernsteuerung durch menschliche Piloten.  Hierzu werden laut Pressemitteilung von Altitude Angel nicht die Drohnen mit Bordsensoren ausgestattet, sondern es werden am Boden leistungsstärkere Sensoren mehrerer Hersteller in einem Sensornetz kombiniert, um die Drohnen in Echtzeit zu leiten. Diese gewinnen hierdurch wertvollen Platz an Bord und somit entsprechend auch Transportkapazität.

Die Projektpartner wollen es jedem Drohnenhersteller ermöglichen, die Steuerungs- und Kommunikationssysteme seiner Modelle in dieses virtuelle Autobahnsystem einzubinden: „Dieses System wird sicherstellen, dass jedes Unternehmen sicher in die Luft gehen und eine skalierbare Drohnenlösung zum Nutzen der Gesellschaft, der Unternehmen und der Industrie aufbauen kann – und zwar zu gleichen und fairen Bedingungen, die für jeden zugänglich sind“, heißt es in der Pressemitteilung.

 

Vielfältige Einsatzzwecke ...

Mehrere Firmen und Organisationen wollen sich an der Luftpost beteiligen:

# Royal Mail will eine Flotte von 500 Drohnen einsetzen, um Post in entlegene Gebiete zu liefern, angefangen bei kleinen Inseln wie den Shetlands oder Orkneys.

# Der britische National Health Service erprobt die Zustellung von Medikamenten, insbesondere von Chemotherapeutika, an Krebspatienten, die auf abgelegenen Inseln leben. Eine solche Route würde den Patienten eine drei- bis vierstündige Fährfahrt zum Festland und zurück ersparen, um ihre Medikamente abzuholen.

# Polizeidienststellen setzen bereits Drohnen zur Erfassung von Sicherheitsdaten ein.

Und natürlich gibt es Drohnen, die alle möglichen Produkte sowohl zwischen Unternehmen als auch direkt an die Verbraucher liefern. Altitude Angel nennt laut singularityhub.com sogar Passagierdrohnen – auch bekannt als fliegende Taxis – als weitere Fahrzeugart, die die Drohnenautobahn nutzen könnte.

... und Drohnen-Typen

Die Drohnen, die den Superhighway nutzen, dürften sich zudem in Größe und Gewicht stark unterscheiden, weshalb es laut singularityhub.com umso wichtiger ist, ihre Nutzung des Luftraums sorgfältig zu koordinieren und Kollisionen zu vermeiden. Die Postdrohnen etwa messen von Flügelspitze zu Flügelspitze zehn Meter und können bis zu 100 Kiloggramm tragen. Die Drohnen für den Medikamentenversand hingegen wiegen 85 Kilo, haben eine Flügelspannweite von fünf Metern und können Nutzlasten von bis zu 20 Kilo befördern. Am kleineren Ende des Spektrums stehen die Drohnen für die polizeiliche Datenerfassung und die einfache Zustellung.

Text: Ingo Schenk

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