New Mobility

Mobilität von morgen – Versicherung von gestern?

Der Mobilitätsbedarf der Menschen verändert sich. Sie wollen Flexibilität und Bequemlichkeit bei der Auswahl ihrer Fortbewegungsmittel zu bezahlbaren Preisen. Versicherer, die im Ökosystem Mobilität eine aktive Rolle spielen wollen, müssten daher zu Spezialisten für automobile Versicherungslösungen werden, empfiehlt Karsten Crede von ERGO Mobility Solutions. Entlang der Wertschöpfungskette bestünden vielfältige Anknüpfungspunkte für die Einbettung verschiedener Versicherungsangebote.

Schnelle Autos auf Autobahn

Die Zukunft der Mobilität gewinnt immer mehr an Kontur. Längst ist klar, in welche Richtung sich der Mobilitätsbedarf von Menschen in den unterschiedlichen Weltregionen entwickeln wird. Auch bei den technologischen Entwicklungen zeichnen sich klar erkennbare Pfade ab. Grob zusammengefasst: Kunden wollen Flexibilität und Bequemlichkeit bei der Auswahl ihrer Fortbewegungsmittel zu bezahlbaren Preisen.

Das Auto hat weiterhin eine hohe Bedeutung für individuelle Mobilität, wird aber ergänzt durch beziehungsweise kombiniert mit anderen Verkehrsträgern. Gleichzeitig wird es ein ausgeprägtes Premium-Segment geben von Kunden, denen Design, Lifestyle, Smart Services und Fahrerlebnis wichtig sind. Der regulatorische Rahmen, besonders im Bereich der Emissionsziele, wird weiter verschärft. Technologisch gibt es daher auf absehbare Zeit keine Alternative zum Elektroantrieb.

Das Auto von morgen, vernetzt und voller Software sowie Rechnerleistung, wird umfängliche Dienstleistungen rund um Sicherheit, Performance und Infotainment anbieten. Massive Investments in autonome Fahrfunktionen ermöglichen erste Robotaxis und hochautomatisierte Autobahnfahrten ab 2023/2024


Die westlichen Automobilhersteller liefern sich dabei einen intensiven Wettbewerb untereinander, mit chinesischen Anbietern und auch mit Unternehmen aus dem Silicon Valley wie Google, Apple und Amazon, die Mobilität aus einem Software-getriebenen Dienstleistungsansatz denken. Innovations- und Investmentpower sowie leistungsfähige internationale Netzwerke und Wertschöpfungsketten sind die wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Spannend wird zudem der Kampf um neue und effiziente Vertriebskanäle.

Aus Sicht der Versicherungsbranche gerät vor diesem Hintergrund die Autoversicherung, nach wie vor eine der wichtigsten Produktgruppen, weiter unter Druck. In den reifen westlichen Märkten stagniert das Volumen der verkauften Fahrzeuge, die Schadenhäufigkeiten gehen aufgrund von Assistenzsystemen zurück und die Autohersteller suchen den Zugang in das Geschäft mit modernen Kfz-Policen – embedded, on-demand und datengetrieben.

Die entscheidende Frage ist also, welche strategischen Optionen bieten sich für die Versicherer an, wenn man im Ökosystem Mobilität eine aktive Rolle spielen will und welche Implikationen resultieren daraus? Der traditionelle Ansatz, die Optimierung des Kerngeschäftes, ist nicht Gegenstand der Betrachtung. 


Insofern verbleiben zwei wesentlichen Optionen. Zum einen der Versuch, ein eigenes Ökosystem aufzubauen, wie es der chinesische Finanz- und Versicherungskonzern Ping An im heimischen Markt praktiziert, um den Kunden möglichst alle Mobilitätsdienstleistungen anzubieten. Der dafür nötige Technologieeinsatz sowie die breit angelegte Datennutzung sind unter den Maßstäben westlicher Gesetzgebung nicht realistisch.

Bleibt also die Option, eine aktive Rolle als Spezialist für automobile Versicherungslösungen innerhalb des Ökosystems Mobilität einzunehmen. Der Ausprägungsgrad kann dabei sehr unterschiedlich sein. Entlang der automobilen Wertschöpfung bestehen vielfältige Anknüpfungspunkte für die Einbettung verschiedener Versicherungsangebote. In erster Linie über eine Integration in die jeweiligen Vertriebskanäle. Das Autohaus bleibt die zentrale Säule für den Autovertrieb, aber Onlineangebote und Plattformansätze gewinnen an Bedeutung. Weitere Ansatzpunkte finden sich in den neuen Mobilitätsformaten wie Abonnement und Sharing.

Unabdingbar für eine strategische Partnerschaft mit der Mobilitätsindustrie ist jedoch eine Infrastruktur, die den hohen Anforderungen an Datenmanagement, Technologieverständnis, Software/IT, internationale Lieferfähigkeit und Kundenmanagement gerecht wird. 

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