Viele etablierte Versicherer sind stolz auf Langlebigkeit, Tradition und Sicherheit für ihre Kunden. Deshalb finden sich gerade dort noch viele sogenannte „Legacy“-Systeme. Diese wurden über Jahre oder Jahrzehnte mit immer mehr „Business Know-How“ angereichert und besitzen deshalb ein hohes wirtschaftliches Potenzial. Aufgrund der Langlebigkeit können sie allerdings oft nur mit sehr großem Aufwand erneuert werden. Insofern stellt sich vielen Verantwortlichen in Versicherungen die Frage nach dem Umgang mit der Legacy-Welt. ERGO Deutschland CIO Mario Krause analysiert die Herausforderungen für die Branche auf //next.
Das englische Wort „Legacy“ kann nicht nur als „Erbschaft“ oder „Vermächtnis“, sondern abwertend auch als „Erblast“ oder „Altlast“ übersetzt werden. Legacy-Systeme stellen aus drei Gründen eine Herausforderung dar:
Hand aufs Herz: Vor dem Hintergrund der Herausforderungen möchte jeder Verantwortliche in einer Versicherung diese liebe heute als morgen loswerden – sind sie doch ein Stolperstein der digitalen Transformation.
Die Praxis sieht jedoch so aus, dass Legacy-Welten für viele Versicherer über Jahre hinweg weiter eine Schlüsseltechnologie für das Backend vieler Versicherungen bleiben und diese beschäftigen wird. Insofern bedarf es auch hier einer strategischen Perspektive im Umgang damit, um gravierende Wartungs- und Weiterentwicklungsprobleme zu vermeiden.
Wie jede andere IT-Plattform auch bedarf auch diese des aktiven Managements vor dem Hintergrund der Lage und des Tagesgeschäfts – hier insbesondere Budget- und Ressourceneinsatz im Kontext des Workloads der anstehenden Projekte.
Parallel ist an der Modernisierung kontinuierlich zu arbeiten, weil die Situation als solche ja nicht besser wird und sich nicht auswächst.
Der effektivste Weg zur Erneuerung der Legacy-Welt besteht darin, ein neues System oder neue Systeme vorzubereiten und die alten nach der Datenmigration zu ersetzen. Was so einfach klingt, ist in der Praxis mit viel Arbeit verbunden. Die Spannbreite reicht von der Auswahl von Alternativen, über Make- or Buy-Entscheidung bis hin zur Planung und Umsetzung eines oft jahrelangen Modernisierungsprojekts. Am Ende steht oft ein Parallelbetrieb der eine Überprüfung in beiden Systemen ermöglicht. Im Gesamtprozess sind zwei Fehlerquellen zu vermeiden: Funktionsfehler- oder -verluste sowie Datenverluste. Dies ist als evolutionärer Prozess vorzusehen und einzurichten.
Grundsätzlich müssen die heute Verantwortlichen sicherstellen, dass sich die Situation mit der Legacy-Welt nicht wiederholt. Dies ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass niemand mit Gewissheit sagen kann, welche heutigen Technologien morgen zur Legacy mutieren. Im Sinne der Wahrscheinlichkeit lässt sich dies sicher nicht zu 100 Prozent vermeiden, sondern so gut es geht managen.
Text: Mario Krause, CIO ERGO Deutschland
Teil 1 der Serie von ERGO Deutschland CIO Mario Krause zu den Technologischen Herausforderungen für die Versicherungsbranche gibt es hier:
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