Die Arbeitswelt steht vor großen Umbrüchen – wieder einmal. Der Fortschritt der digitalen Technik wird sich mit Einführung künstlicher Intelligenz in viele Wirtschaftsbereichen noch einmal beschleunigen. Unternehmen und ihre Angestellten können das Tempo mitgehen, wenn sie konsequent ihre Fähigkeiten weiterentwickeln.
Nach einer aktuelle McKinsey-Studie („The Future of Work after COVID-19“) werden bis zum Ende des Jahrzehnts 6,5 Millionen Beschäftigte in Deutschland neue Fähigkeiten und Qualifikationen in ihrem Beruf erwerben müssen. Weitere vier Millionen werden voraussichtlich sogar den Beruf wechseln.
Dass lebenslanges Lernen unter diesen Vorzeichen eine unabdingbare Voraussetzung für beruflichen Erfolg von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist, gilt längst als Selbstverständlichkeit. Noch nicht ganz so verbreitet ist die Erkenntnis, dass auch der Erfolg von Unternehmen davon abhängt, wie erfolgreich sich die Lernprozesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalten. Frisch ausgebildete Fachkräfte sind rar, weshalb Firmen immer mehr darauf angewiesen sind, das Potenzial ihrer Bestandsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zu erweitern. Daher ist „Upskilling“ zum Trendbegriff geworden.
Upskilling bezeichnet Unternehmensstrategien zur kontinuierlichen Weiterqualifizierung der Mitarbeitenden. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen werden in ein System von Fortbildungsmöglichkeiten eingebunden, das sie in die Lage versetzt, den sich wandelnden Anforderungen immer wieder gerecht zu werden.
Typisch ist dabei der Einsatz digitaler Tools wie zum Beispiel unternehmenseigene Lernplattformen; daher wird auch oft von „Digital Upskilling“ gesprochen. Die Schaffung solcher digitalen Strukturen trägt dazu bei, das organisierte Lernen im Unternehmen zu verstetigen. Weiterbildung findet ständig statt und ist nicht mehr an den punktuellen Besuch von Veranstaltungen gebunden.
Wenn der Fortschritt ein Berufsbild komplett überholt, reicht Fortbildung oft nicht mehr aus. Auch die Umschulung von Angestellten für ein neues Tätigkeitsfeld kann mithilfe digitaler Tools angegangen werden. Der Fachbegriff hierfür ist dann „Reskilling“.
Der Upskilling-Ansatz entspringt ursprünglich der Notwendigkeit, mit der Digitalisierung der Wirtschaftswelt Schritt zu halten. Daher spielt bei vielen Anbietern von Upskilling-Konzepten die technische Qualifizierung von Arbeitskräften eine große Rolle; aktuell sind zum Beispiel Konzepte zur Nutzung künstlicher Intelligenz oft Gegenstand von Weiterbildungen.
Mittlerweile wird aber auch die Bedeutung sogenannter Soft Skills für den Wandel immer deutlicher. Die genannte McKinsey-Studie etwa sieht neben der technischen Qualifikation auch emotionale und soziale Fähigkeiten als Voraussetzung für beruflichen Erfolg in der Arbeitswelt der Zukunft. Dazu gehören etwa Kommunikations- und Verhandlungskompetenzen, Teamorientierung, Eigeninitiative und Führungsqualitäten. Mehr und mehr verschiebt sich der Schwerpunkt bei Upskilling-Konzepten daher von der engen fachlichen Weiterbildung auf eine breitere Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten von Mitarbeitenden.
Upskilling-Projekte in Unternehmen arbeiten oft mit digitalen technischen Hilfsmitteln, die das Lernen aus der traditionellen Bindung an Präsenzveranstaltungen lösen.
Den umfassendsten Ansatz bieten digitale Lernplattformen – Learning Management Systems (LMS). Das sind digitale Umgebungen zur Organisation und Bereitstellung von Lerninhalten, zum Beispiel Online-Kursen. Weithin bekannt wurden solche Plattformen während der Corona-Zeit, als Schulen mit ihrer Hilfe den Online-Unterricht organisierten. Die meisten Bundesländer setzten dabei auf die quelloffene Software Moodle, auf deren Grundlage Systeme wie Logineo in Nordrhein-Westfalen oder Mebis in Bayern aufgesetzt wurden. Es gibt zahlreiche weitere Lernmanagementsysteme – sowohl Open-Source-Projekte als auch proprietäre Software.
LMS eignen sich zur Bereitstellung der verschiedensten Formen digitaler Lerninhalte – von simplen Pdf-Anleitungen und Powerpoint-Präsentationen über Lernvideos, interaktive Module und Selbsttests bis hin zu umfangreichen Online-Kursen mit zahlreichen Lektionen. Zusätzlich zu diesen Inhalten lassen sich kommunikative Elemente integrieren: Über Chat-Systeme oder in Video-Runden können sich Lernende und Lehrende austauschen. Interaktive Whiteboards, Wikis oder ähnliche Kollaborationstools ermöglichen gemeinsames Lernen, auch wenn die Lernenden sich nicht im selben Raum aufhalten. Zur Steigerung der Motivation können Gamification-Tools eingesetzt werden: Punktesysteme, Ranglisten und Belohnungen sollen hier auf spielerische Weise den Ehrgeiz anstacheln.
Unternehmen können eigene LMS aufsetzen oder sich für externe Lösungen von Weiterbildungsspezialisten entscheiden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Firmen, die digitale Lerninhalte erstellen, welche auf die Bedürfnisse des Auftraggebers zugeschnitten sind.
Wenn die eigene Lernplattform zu aufwändig erscheint, ist die Zusammenarbeit mit einer etablierten E-Learning-Plattform oft eine Alternative. Hier gibt es vorgefertigte interaktive Lerninhalte wie zum Beispiel Kurse zu vielen Standardthemen, die Unternehmen für ihre Mitarbeiter freischalten lassen können.
Nicht alle Lerninhalte lassen sich ohne persönlichen Kontakt zu einer Lehrperson oder einem Trainer gut vermitteln. Webinare – interaktive Online-Seminare – sind daher mittlerweile weit verbreitet. Es gibt auch Tools, die virtuelle Klassenzimmer schaffen. Hier sitzen Trainer und Kursteilnehmer gleichzeitig vor dem Rechner, sind per Videokonferenz verbunden, tauschen Materialien aus und arbeiten über interaktive Module gemeinsam an Aufgaben.
Aus der Fülle von Ansätzen und Tools eine Upskilling-Strategie zu entwickeln, die funktioniert, ist eine eigene Herausforderung. Verschiedene Klippen gilt es zu umschiffen:
Upskilling ist eine gemeinschaftliche Unternehmung von Firmen und Angestellten, die in mehr als einer Hinsicht beiden Seiten dient. Die Kompetenz eines Unternehmens ist die Kompetenz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese profitieren ihrerseits durch eine Absicherung und Verbesserung ihrer Karriereperspektiven durch Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten.
Und dessen sind sie sich bewusst: Nach einer Untersuchung der IU Internationalen Hochschule glauben 88,7 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass kontinuierliche Weiterbildung wichtig für eine erfolgreiche Karriere ist. Damit werden in einer Zeit des Fachkräftemangels attraktive Qualifizierungsangebote zu wichtigen Argumenten bei der Wahl des Arbeitgebers.
Neue Technologien, neue Jobs
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Digitalisierung braucht lebenslanges Lernen
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