Trends

Emerging Industries: Tech-Trends erschaffen Märkte und Branchen  

Das „Tech Trend Radar“ von ERGO und Munich Re umfasste vergangenes Jahr 44 Trends in fünf Themenfeldern, die wir uns hier auf //next in einer Serie genauer ansehen, bevor demnächst das „Tech Trend Radar 2023“ erscheint. Ausführlich analysiert haben wir bereits „Wellbeing“, „Hyperconnectivity“, „Data & AI“ und „Cyber & Crypto“, nun wenden wir uns dem fünften und letzten Themenfeld „Emerging Industries“ zu: Welche einzelnen Trends verbergen sich dahinter?

Tech Trend Radar, Themenbereich Hyperconnectivity

Am Anfang fast jeder Branche stand – und steht – eine bahnbrechende Technologie, die sich einen Markt schafft und Akteure auf den Plan ruft. Beim Screening von Technologien auf Trends, die die Versicherungsbranche prägen werden, schauen die Macher des „Tech Trends Radar“ („TTR“) daher absichtlich auch nach links und rechts in andere Branchen und beobachten, wie Technologien deren Geschäft prägen – und wie sich diese Entwicklung auf den Versicherungssektor auswirken könnte. Ein Hintergrundinterview mit den Machern des „TTR2022“ findet Ihr übrigens hier.

Welcher Trend hat welchen Reifegrad?

Details zu den acht Trends in diesem Trendfeld findet Ihr im Folgenden, doch zunächst sei daran erinnert: Die Studie unterteilen alle Trends in die vier unterschiedlichen Reifegrade:

  • hold („auf die Beobachtungsliste setzen")
  • assess („überlegt, was dies für Euer Unternehmen bedeuten könnte")
  • trial („erste Initiativen sollten in den am stärksten betroffenen Geschäftsbereichen gestartet werden")
  • adopt („nutzt beherzt die Vorteile dieser Technologie!")

Doch welche Empfehlung gilt nun für was?

Einmal „adopt“…

Beherzt umsetzen sollten Versicherer laut „Tech Trend Radar 2022“ den folgenden Trend:

  1. AG Tech: Bei diesem Trend geht es um Effizienz- und Qualitätssteigerung im Agrarsektor durch den Einsatz von IoT- und KI-Technologien. Zu diesem Thema hatten wir auch auf //next bereits einen Grundsatzbeitrag „Smart Farming“ und haben exemplarisch auch über einen Ernte-Roboter berichtet.


... dreimal „trial“, …

  1. Robotic Revolution: Die Anwendungsbereiche für Robotik sind breit gefächert, von der Fertigung und IoT-Kopplung bis hin zu Haushaltshelfern. Auch ERGO hat bereits Hunderte Software-Roboter im Einsatz und hat kürzlich auch ein Whitepaper zur Einführung der RPA-Technologie („Robotic Process Automation“) veröffentlicht.
  2. Smart Cities: Auch dieses Buzzword war auf //next bereits Thema und steht für ganze Ökosysteme voller Sensoren, vernetzten Geräten und Diensten, die von der Kommunikation bis hin zur Gesundheitsfürsorge, Sicherheit und Aufgabenautomatisierung von Privathäusern, öffentlichen Gebäuden und städtischen Räumen reichen, um unsere Städte nachhaltiger und lebenswerter zu machen. Der Aspekt „Digitale Zwilling in der Städteplanung“ gehört ebenfalls dazu. Daraus ergeben sich faszinierende Anwendungen für alle möglichen Branchen, auch die Assekuranz: „trial!“
  3. Autonomous Things: Dahinter verbergen sich Drohnen und andere Geräte, die autark ohne menschliche Steuerung arbeiten. Entwicklungssprünge im Bereich der künstlichen Intelligenz erweitern das Einsatzspektrum dieser Maschinen zunehmend, was zahlreichen Branchen zugute kommt, etwa der Logistik.


... dreimal „assess“ ...

  1. Advanced Batteries: Auch Batterietechnologien entwickeln sich rasant weiter, und Energiespeicher der nächsten Generation dürften Fahrzeuge, Gadgets sowie intelligente und mit Sensoren ausgestattete Objekte mit deutlich mehr Strom versorgen als Vertreter bisheriger Generationen, was das Einsatzspektrum all dieser Hardware deutlich verbreitert. Inwieweit auch die Versicherungsbranche hiervon profitiert, gilt es zu erforschen: „assess!“
  2. Cellular Smart Grid: Je beherzter unsere Stromversorgung auf erneuerbare Energiequellen umgestellt wird, desto dezentraler wird sie – und desto höher steigen die Ansprüche an intelligente und autonom operierende Energieverteiler- und netze. Auch für Versicherer birgt das große Chancen – unter anderem zum Investieren. 
  3. In-Space Economy: Der Begriff „New Space“ beschreibt die Kommerzialisierung der Raumfahrt und ihre zunehmende Verzahnung mit der klassischen Wirtschaft. Immer mehr Unternehmen aus zahlreichen Branchen nutzen von Satelliten generierte Daten für so unterschiedliche Anwendungsbereiche wie Smart Farming (siehe oben), Logistik, Industrie 4.0 oder autonomes Fahren. In den USA drängten große Tech-Konzerne bereits in den Raumfahrt-Markt, um sich den Zugang zu im All generierten Daten durch den Aufbau eigener Satelliten-Konstellationen langfristig zu sichern. Munich Re ist daher Gründungsmitglied der industrieübergreifenden Initiative „New Space made in Germany“.


... und einmal „hold“

  1. Micronuclear Power Plants: Kernreaktoren der neuesten Generation sind deutlich kleiner als bisherige Atomkraftwerke und mit bis zu 300 Megawatt auch weniger leistungsstark, gelten jedoch als deutlich sicherer, modular produzierbar und dezentral einsetzbar. Auch sollen Investitionen in neue Atomkraftwerke in der Europäischen Union unter bestimmten Auflagen als klimafreundlich gelten, was jedoch hoch umstritten ist – genau wie die Frage nach dem Einsatz von Kernspaltung generell die Bevölkerung spaltet. Zudem gibt es erneut Hoffnung, dass das Prinzip der Kernfusion, was als nochmal deutlich sicherer gilt, mittelfristig nun doch beherrschbar werden könnte. Vor diesem hochkomplexen Hintergrund stuft das „TTR2022“ die Mikro-Kernkraftwerke vorerst nur als Trend mit geringer Priorität ein: „hold!“

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